Nachhaltiger Kaffeegenuss Nespresso startet bundesweiten Verkauf von Papierkapseln

Nespresso führt ab Februar deutschlandweit als erste Marke Kaffeekapseln aus Papier ein. Die kompostierbaren Kapseln bestehen zu 82 Prozent aus Papierzellstoff. Deutschland-Chef Alessandro Piccinini (Foto) sieht darin einen wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, auch wenn die Entsorgung in der Bio-Tonne hierzulande noch nicht erlaubt ist.

Montag, 17. Februar 2025, 10:07 Uhr
Elena Kuss und Theresa Kalmer
Alessandro Piccinini, Geschäftsführer von Nespresso Deutschland, empfiehlt die neuen Papierkapseln vor allem jenen Kunden, die zu Hause kompostieren. Bildquelle: Nespresso

Nespresso führt in Deutschland als erste Marke Kaffeekapseln aus Papier ein, die jedoch nicht in der Bio-Tonne entsorgt werden dürfen. Der Kaffeehersteller bietet die papierbasierten Kapseln ab dem 17. Februar 2025 deutschlandweit in seinen Boutiquen und im Online-Shop an, wie das Unternehmen mitteilte. Seit September 2024 waren die Kapseln bereits in vier ausgewählten Boutiquen erhältlich.

Die neuen Kapseln bestehen zu 82 Prozent aus Papierzellstoff und verfügen über eine biologisch abbaubare Schutzschicht, die das Aroma und die Frische des Kaffees bis zur Zubereitung bewahren soll. „Es ist keine Alternative, sondern eine Ergänzung“, erklärte Nespresso-Deutschland-Geschäftsführer Alessandro Piccinini gegenüber der Lebensmittel Praxis. Die Kapseln sind vom TÜV Austria für die Entsorgung im Heimkompost zertifiziert. Eine Entsorgung in der Bio-Tonne ist in Deutschland allerdings nicht erlaubt. „Wir arbeiten mit Partnern an einer Lösung“, teilte Piccinini mit. In Frankreich und Italien dürfen die Kapseln dagegen in die Bio-Tonne.

Nespresso bietet die „Paper-based Collection“ mit vier neuen Kaffeevariationen an, die nach eigenen Angaben von der italienischen Kaffeekultur inspiriert sind. Dazu gehören ein milder Espresso namens Ispirazione Aosta, ein kräftiger Espresso namens Ispirazione Sicilia, ein intensiver Ristretto namens Ispirazione Palermo sowie ein entkoffeinierter Espresso. Die Kapseln sind mit den Nespresso Original Maschinen kompatibel. „Drei Jahre lang haben wir mit viel Herzblut und Leidenschaft an der Forschung und Entwicklung unserer Paper-based Collection gearbeitet“, zitierte das Unternehmen Marketingdirektorin Lea Drusio.

Wettbewerber scheiterten mit Bio-Plastik-Kapseln

Andere Kaffeehersteller haben in der Vergangenheit bereits Erfahrungen mit kompostierbaren Kapseln gemacht. Lavazza stellte im Herbst 2019 sein Kapselsortiment auf kompostierbaren Kunststoff um, Edeka folgte 2020 mit seiner Eigenmarke Gut & Günstig. Auch Dallmayr bot mit Gran Verde eine kompostierbare Kapsel an. Die Bio-Plastik-Kapseln verschwanden jedoch nach und nach vom Markt. Das Hauptproblem: Nur wenige Abfallverarbeiter in Deutschland können die als kompostierbar zertifizierten Materialien verwerten. Die Kapseln werden deshalb meist vor der Kompostierung aussortiert und verbrannt. Der Verbraucherverein Foodwatch mahnte 2022 den Hersteller Darboven wegen der Werbung für seine kompostierbaren Kapseln ab. Darboven unterschrieb eine Unterlassungserklärung.

Nespresso soll das nicht passieren. „Unsere Kapsel ist nicht mit den erwähnten Bioplastikkapseln vergleichbar, das ist sogar optisch sowie haptisch auf den ersten Blick erkennbar“, sagt Piccinini. Der Hauptgrund für den Rohstoff Papier sei auch nicht die Entsorgung. Vielmehr werde Papierzellstoff im Gegensatz zu den meisten Biokunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.

Aluminium-Kapseln weiterhin beliebt

Parallel setzt Nespresso wie viele weitere Kaffeeröster auf Aluminium-Kapseln, die laut Umweltbundesamt zu 84 Prozent zu Sekundäraluminium verarbeitet werden können. Der Energieaufwand für die Verarbeitung sei dabei um 95 Prozent geringer als für Primäraluminium. Die Recyclingquote für Aluminiumverpackungen lag 2021 in Deutschland bei 62,4 Prozent. Zum Vergleich: Papierverpackungen kommen auf eine Quote von 85,1 Prozent und Verpackungen aus Glas auf 80,3 Prozent. Aluminium als nachhaltig zu bewerben, bleibt schwierig: Lavazza, die ihre Alu-Kapseln als „Zero CO₂ Impact Aluminium Caps“ bezeichneten, wurden beispielsweise von der Deutschen Umwelthilfe erfolgreich zur Unterlassung gedrängt.

Nespresso sieht sich in diesem Punkt besonders fortschrittlich. Die Aluminiumkapseln von Nespresso bestehen nach Unternehmensangaben zu mindestens 80 Prozent aus recyceltem Material, bei den Vertuo-Kapseln liegt der Anteil bei mindestens 85 Prozent. „Wir unterstützen auch weiterhin die Verwendung von Aluminium, da es immer wieder recycelt werden kann und das Aroma unserer Premiumkaffees effektiv bewahrt“, positioniert sich Piccinini. Dennoch gebe es Kaffeeliebhaber, die eine Kapsel auf Papierbasis bevorzugten und ihre Kapseln gerne zu Hause kompostieren möchten. „Wir sehen schon jetzt, dass wir damit auch neue Käufergruppen ansprechen. Ich bin überzeugt davon, dass Innovationen wie diese uns vom Wettbewerb abheben“, sagt Piccinini.

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 2023 Marktanteile im deutschen Einzelportionsmarkt gewonnen. Auch 2024 ist die Entwicklung positiv. Erst kürzlich hat Nestlé seine Jahreszahlen veröffentlicht und für Deutschland ein deutliches Umsatzwachstum bei Kaffee (Nescafé, Nespresso) gemeldet.

Ob die im Lebensmittelhandel erhältlichen Nespresso-Produkte der Marke Starbucks at Home künftig auch in der papierbasierten Kapsel angeboten werden, ließ Piccinini auf Anfrage offen.

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