Alternative Proteinquelle EU-Insektenproduktion entwickelt sich schleppend

Die Produktion von Speiseinsekten in der EU bleibt mit 800 Tonnen im Jahr 2023 weit hinter der konventionellen Fleischerzeugung zurück. Deutsche Handelsketten verzichten bislang auf Insektenprodukte in ihren Eigenmarken. Eine Yougov-Umfrage zeigt: 83 Prozent der Deutschen haben noch nie Insekten gegessen.

Donnerstag, 13. März 2025, 08:56 Uhr
Theresa Kalmer (mit dpa)
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit prüft derzeit weitere Anträge für Insekten, die in verschiedenen Formen vermarktet werden sollen. Bildquelle: Getty Images

Der Markt für Insekten als Lebensmittel entwickelt sich in der Europäischen Union bislang nur schleppend. Die Gesamtproduktion von Insekten für den menschlichen Verzehr lag 2023 EU-weit bei etwas mehr als 800 Tonnen, wie die International Platform of Insects for Food and Feed (IPIFF) mitteilte. Für 2024 prognostiziert die europäische Interessenorganisation des Insektenproduktionssektors eine Produktion von 2.755 Tonnen.

Deutsche Handelsketten verzichten bislang auf Insektenprodukte in ihren Eigenmarken

Im Vergleich zur konventionellen Fleischproduktion ist dies eine verschwindend geringe Menge. Die Fleischerzeugung aus Schweinen belief sich 2023 auf 20,6 Millionen Tonnen, die aus Geflügel auf 13,3 Millionen Tonnen. Die großen Handelsketten in Deutschland - darunter Rewe, Edeka, Kaufland, Aldi, Lidl, Penny und Netto - führen nach eigenen Angaben bislang keine Produkte mit Insektenbestandteilen in ihren Eigenmarken. Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels teilte mit, dass keine detaillierten Marktinformationen über Lebensmittel mit Insektenanteil vorliegen.

Europäische Kommission lässt seit 2021 Insekten zu

Seit 2021 lässt die Europäische Kommission Insekten in Lebensmitteln zu. Erlaubt sind der Mehlkäfer in verschiedenen Formen wie gefroren, getrocknet und als Pulver. Zudem dürfen die Wanderheuschrecke, die Hausgrille sowie der auch als Buffalowurm bekannte Getreideschimmelkäfer verarbeitet werden. Vor Kurzem genehmigte die Kommission zudem die Verwendung von UV-behandeltem Pulver aus Larven des Mehlkäfers. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit prüft derzeit weitere Anträge für Insekten, die in verschiedenen Formen vermarktet werden sollen.

Lebensmittelverband sieht stagnierende Nachfrage

Die Insekten können nach Angaben des Lebensmittelverbands Deutschland etwa in Brot, Nudeln, Fleischersatzprodukten, Keksen, Soßen, Kartoffelerzeugnissen, Pizzen, Molkenpulver oder Schokolade verarbeitet werden. Eine Kennzeichnung in der Zutatenliste ist dabei verpflichtend – sowohl mit der lateinischen Bezeichnung als auch mit dem geläufigen Namen. „Aktuell sieht es nicht danach aus, dass der Markt für Lebensmittel mit Insekten als Zutat wächst“, teilte der Lebensmittelverband Deutschland mit.

Verbraucher sind skeptisch eingestellt

Eine aktuelle Yougov-Umfrage zeigt eine große Skepsis der Verbraucher. 83 Prozent der Menschen in Deutschland haben bislang keine Insekten gegessen. Fast zwei Drittel der Befragten wollen dies auch in Zukunft nicht tun. Als Hauptgrund nannten 62 Prozent der Befragten Ekel. Kulturelle Gewohnheiten (24 Prozent) und unbekannte Inhaltsstoffe (22 Prozent) sind weitere Gründe für die Ablehnung. Nur 8 Prozent haben bereits bewusst Insekten gegessen, während 18 Prozent angaben, diese probieren zu wollen.

Dabei bieten Insekten nach Angaben der Verbraucherzentrale Niedersachsen einige Vorteile. Sie sind Quellen für ungesättigte Fettsäuren, B-Vitamine und wichtige Mineralstoffe. Zudem haben sie einen ähnlichen Proteinanteil wie Schweine-, Rind- oder Putenfleisch. Die Zucht von Insekten ist nach Angaben der Verbraucherschützer klimafreundlicher als die von Wirbeltieren. In vielen Ländern weltweit sind Insekten auf dem Teller bereits nichts Ungewöhnliches.

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