Greenpeace, Bioland und 198 weitere Organisationen sorgen sich davor, dass die Gentechnik in der Europäischen Union überstürzt dereguliert werden könnte. Dies geht aus einer am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung hervor. Die Unterzeichner sehen die Wahlfreiheit der Verbraucher sowie die Interessen von Züchtern und Landwirten gefährdet.
Neuer Entwurf der polnischen EU-Ratspräsidentschaft
Anlass für die Stellungnahme ist ein neuer Entwurf der polnischen EU-Ratspräsidentschaft zur künftigen Regulierung der Gentechnik. Die Organisationen befürchten erhebliche sozio-ökonomische Auswirkungen auf die gesamte Lebensmittelkette. Sie mahnen, dass viele Fragen ungelöst bleiben, etwa der Umgang mit einer möglichen Zunahme von Patenten und die Sicherstellung der Koexistenz verschiedener Anbauformen.
Barbara Maria Rudolf, Bioland-Züchterin und Sprecherin des Bioland-Fachausschusses Pflanzenzüchtung, gehört zu den Kritikern. Sie sagt: „Die Deregulierung neuer Gentechniken bedroht kleine und mittlere Züchter sowie Landwirte, erhöht die Produktionskosten und gefährdet die Sorten- und Saatgutvielfalt.“ Rudolf sieht die Gefahr einer verstärkten Kontrolle durch große Unternehmen über die Züchtung und ein erhöhtes Risiko von Patentverletzungsklagen.
Bioland verstärkt Aufklärungsarbeit zum Thema
Auch neun Jugendorganisationen, darunter das Junge Bioland, positionieren sich in der Resolution kritisch. Sie fordern den Erhalt eines klaren rechtlichen Rahmens, der eine gentechnikfreie Land- und Lebensmittelwirtschaft schützt und fördert. Die jungen Verbände sehen das Recht auf gentechnikfreie Produktion in Gefahr.
Bioland verstärkt unterdessen seine Öffentlichkeitsarbeit zum Thema. Der Verband verteilt auf der Biofach-Messe in Nürnberg Informationsmaterial und stellt auf seiner Website Beteiligungsmöglichkeiten bereit. Neu ist ein Werkzeug, mit dem Interessierte E-Mails an die Spitzenkandidaten der aussichtsreichen Parteien im Bundestagswahlkampf senden können.