Süßstoff-Kontroverse Foodwatch fordert EU-weites Verbot von Aspartam

Die Verbraucherorganisation Foodwatch drängt auf ein Verbot des Süßstoffs Aspartam in der Europäischen Union. Deshalb hat sie eine neue Kampagne gestartet. Dabei arbeitet sie mit der Lebensmittel-App Yuka und der französischen Anti-Krebs-Liga zusammen. Behördlicherseits kommt Widerspruch. 

Dienstag, 04. Februar 2025, 12:00 Uhr
Thomas Klaus
Foodwatch startet Kampagne gegen Aspartam: Löffel mit weißer Substanz wird über Tasse Tee gehalten.
Süßstoff soll es nach dem Willen von Verbraucherschützern an den Kragen gehen: Die neueste Foodwatch-Kampagne richtet sich gegen Aspartam. Bildquelle: Getty Images

Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert in Kooperation mit der Lebensmittel-App Yuka und der französischen Anti-Krebs-Liga ein Verbot des Süßstoffs Aspartam in der Europäischen Union. Deshalb wurde eine europaweite Kampagne gestartet. Vorläufige Elemente sind ein heute veröffentlichter Report und das Sammeln von Unterschriften unter eine Petition.

Foodwatch sieht Schwächen bei Sicherheitsbewertung

In dem Report warnt Foodwatch vor möglichen Gesundheitsrisiken des weit verbreiteten Zusatzstoffs. Laut Foodwatch offenbart der Fall Aspartam Schwächen bei der Sicherheitsbewertung von Lebensmittelzusatzstoffen in der EU. Die Organisation kritisiert, dass die Bewertungen sich zu stark auf Studien stützten, die die Industrie in Auftrag gegeben habe. Zudem sei der Prozess höchst intransparent.

Verlangt wird von der EU-Kommission, sie solle das im Europarecht verankerte Vorsorgeprinzip anwenden. Demnach soll Aspartam erst wieder auf den Markt kommen, wenn eine unabhängige Neubewertung die Sicherheit des Süßstoffs belegt hat. Das EU-Vorsorgeprinzip erlaubt dem Gesetzgeber, bei wissenschaftlichen Unsicherheiten über Gesundheitsrisiken eines Stoffes vorsorgliche Maßnahmen zu ergreifen.

WHO-Gremien uneinig über Krebsrisiko

Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Aspartam 2023 als potenziell krebserregend ein. Allerdings sei bei dem Verzehr des empfohlenen Höchstwertes von 40 Milligramm pro Kilogramm kein erhöhtes Krebsrisiko vorhanden. Der gemeinsame Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) von WHO und Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) sah dagegen bei aktuellen Konsumgewohnheiten kein Risiko.

Aspartam ist in Lebensmitteln weit verbreitet

Foodwatch kritisiert, dass der JECFA sich dabei angeblich hauptsächlich auf eine einzelne Studie aus dem Jahr 1981 bezieht, die der weltgrößte Aspartam-Hersteller selbst durchgeführt habe. 

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hält Aspartam im Rahmen eines normalen Verzehrverhaltens für unbedenklich. Das gilt ebenfalls für das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Aspartam findet sich nach Angaben von Foodwatch europaweit in etwa 2.500 Lebensmitteln, vor allem in Diät-Produkten und zuckerfreien Getränken.  Eine repräsentative Umfrage des Instituts YouGov ergab laut Foodwatch, dass 65 Prozent der Menschen in Deutschland ein vorsorgliches Verbot von Aspartam befürworten. 

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