Deutschlands größter Fleischkonzern Tönnies gibt sich zum Jahreswechsel einen neuen Namen. Damit will das Familienunternehmen mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück nach eigener Darstellung seine Entwicklung der letzten Jahre vom reinen Fleischbetrieb zum breit aufgestellten Lebensmittelproduzenten untermauern. „Wir sind längst kein reines Schlachtunternehmen mehr, sondern ein Lebensmittelproduzent. Die Tönnies-Gruppe hat sich zum größten Lebensmittellieferanten des deutschen Handels entwickelt.“ Das sagte Dr. Gereon Schulze Althoff, CSO und Geschäftsführer, im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz.
Öffnung für weitere Aktivitäten bei alternativen Proteinquellen
Die Geschäftsbereiche behalten ihre Namen und steuern ihr operatives Geschäft als eigenständige Unternehmen. In der Holding werden administrative und interne Dienstleistungen wie Personal, Finanzen, IT und Einkauf gebündelt. Geschäftsführer der Premium Food Group bleiben Clemens Tönnies und Carl Bürger.
Auf Ebene der Geschäftsbereiche bleibt die Marke Tönnies erhalten, denn sie steht laut Schulze Althoff weltweit für hochwertiges Fleisch aus Deutschland: „Diesen Markenkern wollen wir weiter schärfen und künftig ausschließlich für den Geschäftsbereich der Schweine- und Rindfleischproduktion nutzen.“ Dieser Bereich bleibe ein sehr wichtiger Teil des Unternehmens, so Schulze Althoff.
„Für die Landwirte und Kunden von Tönnies Fleisch ändert sich nichts. Auch in Ländern wie Korea, Kanada, China und Singapur kennt man Tönnies, und das soll auch so bleiben.“ Er ergänzt: „Weil wir aber mehr sind als Fleisch, machen wir das künftig auch im neuen Holding-Namen Premium Food Group deutlich. Wir öffnen uns weiter für neue Aktivitäten, wie zum Beispiel das Investment der Zur Mühlen Gruppe in den Markt für alternative Proteinquellen“. In den nächsten Jahren werden bei alternativen Proteinen bis zu 125 Millionen Euro pro Jahr angestrebt.
Kein Abschied vom Fleischgeschäft vorgesehen
Die Maßnahme sei, so Schulze Althoff, ein konsequenter Schritt des bereits vor Jahren eingeleiteten Transformationsprozesses. Das Ergebnis dieses Strategieprozesses fördere die Eigenständigkeit, Flexibilität und Schnelligkeit der Unternehmensbereiche. Gleichzeitig würden administrative Synergien genutzt.
Laut Schulte Althoff geht es nicht darum, sich vom Fleischgeschäft abzuwenden. „Wir stehen dazu, dass wir eine nachhaltige und wertvolle Ernährung gestalten können und die Nutztierhaltung ein elementarer und wichtiger Teil unseres Unternehmens und der menschlichen Ernährung im Eiweißbereich bleibt. Daran glauben wir und das werden wir weiter ausbauen.“
Deutschland bleibt der Kernmarkt
Der Kernmarkt der neuen Holding sei und bleibe Deutschland. Der Umsatz lag im Jahr 2023 weltweit bei 7,3 Milliarden Euro. In Deutschland wurden 4,16 Milliarden Euro umgesetzt; das entspricht 56 Prozent des Gesamtumsatzes. Der Hauptstandort in Rheda erhält einen neuen Markenauftritt. „Wo bisher Tönnies" stand, wird bald Premium Food Group" zu lesen sein“, so Schulte Althoff.
Julia Hupp, Chief Transformation Officer, versicherte: Es werde keinen Stellenabbau geben. Vielmehr gehe es darum, eine strukturierte Ausrichtung zu schaffen und Synergien zu nutzen. „Für die Mitarbeiter von Tönnies Central Service und Tönnies Business Solution ändert sich lediglich der Name des Arbeitgebers." Der Konzern hat rund 21.000 Mitarbeiter, davon 17.000 in Deutschland.