Für einen verringerten Fleischkonsum in der Europäischen Union um 50 Prozent bis zum Jahr 2050 spricht sich eine neue Studie der Denkfabrik Agora Agrar aus. Sie ist eine von vier Denkfabriken unter dem Dach der Agora Think Tanks GmbH.
Beschrieben wird die Studie als „integriertes Zukunftsszenario“, das den potenziellen Beitrag von Land- und Forstwirtschaft zu den Nachhaltigkeits- und Klimazielen skizziert. Das Szenario basiert im Wesentlichen auf einer quantitativen Analyse, für diese wurde das Simulationsmodell „Capri“ verwendet.
Ein halbierter Fleischkonsum würde Futtermittelimporte und die für die Futterproduktion genutzten Flächen innerhalb der EU ebenfalls um die Hälfte reduzieren. Dadurch ergäben sich Chancen, erläutern die Autoren der Studie. Denn Flächen könnten zur Produktion von Biomasse für die wachsende Bioökonomie genutzt und Gemeinwohlleistungen zum Schutz der Biodiversität ermöglicht werden.
Harald Grethe, Co-Direktor von Agora Agar, unterstreicht: „Da der geringere Konsum von Fleisch- und Milchprodukten eine Herausforderung für die tierintensiven Regionen darstellt, muss die Veränderung politisch flankiert werden.“
Die Studie plädiert für einen politischen Rahmen, der Anreize für Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Ernährungsfragen setzt. Zentral seien hierbei marktbasierte Instrumente.
Christine Chemnitz, Co-Direktorin von Agora Agrar, formuliert: „Klima- und Biodiversitätsschutz haben genau wie ein hohes Tierwohl einen gesellschaftlichen Wert, der meist nicht über den Markt entlohnt wird. Deshalb ist es wichtig, staatliche Gelder aus der Gemeinsamen Agrarpolitik und andere finanzielle Mittel so zu nutzen, dass Nachhaltigkeit zu einer Einkommenschance für die Land- und Forstwirtschaft wird.“
Große Chancen sieht Agora Agrar in der jüngst angelaufenen EU-Legislaturperiode von 2024 bis 2029. Während dieser Zeit sollte aus Sicht der Denkfabrik unter anderem ein EU-Rechtsrahmen für nachhaltige Ernährungssysteme entstehen.