Fake News belasten Behörde Wieder viele bedenkliche Stoffe in Lebensmitteln entdeckt

Der Bericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zeigt: Die Kontrolleure hatten wieder viel zu tun. In ihrer Tätigkeit sehen sie sich zunehmend durch Falschinformationen in den Sozialen Medien eingeschränkt.

Donnerstag, 05. Dezember 2024, 11:56 Uhr
Thomas Klaus
Bericht des BVL und der LAV: Abbildung der Startseite des Portals Lebensmittelwarnung
Bewährter Relaunch: Knapp sechs Monate nach dem Relaunch des Portals Lebensmittelwarnung.de zog das BVL eine positive Bilanz. Bildquelle: BVL/Tchegloff

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und die Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz (LAV) haben auf ihrer Jahrespressekonferenz in Berlin Untersuchungsergebnisse zur Lebensmittelsicherheit in Deutschland vorgestellt. Die Behörden entdeckten in mehreren Lebensmitteln bedenkliche Substanzen und Keime.

Keime auch in milchfreien pflanzlichen Ersatzprodukten möglich

In mehr als 8 Prozent der 350 Proben von kaltgeräuchertem Lachs fanden die Prüfer Listerien, so das BVL. Räucherlachs sei zwar seltener mit potenziell gesundheitsgefährdenden Keimgehalten belastet als früher. Doch der Verzehrverzicht sei vor allem für Schwangere, Immungeschwächte und ältere Menschen sinnvoll.

Auch in veganen Käsealternativen wiesen sie mehrere potenziell krankmachende bakterielle Keime nach. Bei der Herstellung veganer Käsealternativen sei die Vermehrung potenziell krankheitsauslösender Bakterien in Schalenfrüchten möglich. Der Nachweis von Krankheitserregern sei zwar nur in wenigen von 375 gezogenen Proben erfolgt. Aber vulnerable Bevölkerungsgruppen sollten dennoch vorsichtig sein,

Viele Algen mit erhöhtem Jodgehalt

Diverse getrocknete Datteln, Pflaumen und ungeschwefelte Aprikosen enthielten der Behörde zufolge Acrylamid. 252 Trockenobst-Proben wurden untersucht und in 152 Fällen Acrylamid quantifiziert.

In getrockneten Algen entdeckten die Prüfer relativ hohe Gehalte an Schwermetallen wie Cadmium, Blei und Arsen sowie an Kupfer und Jod. Zudem überschritten die Algen die Richtwerte für mehrere Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). 75 von 82 gezogenen Proben hatten einen Jodgehalt von mehr als 20 mg/kg. In zehn dieser Proben fehlte der erforderliche Warnhinweis, wonach die übermäßige Zufuhr von Jod die Schilddrüsenfunktion stören kann. 

Positiv bewerteten die Prüfer die untersuchten Fingermalfarben: Alle entsprachen den rechtlichen Anforderungen.

Neu entwickelte App sehr gut angenommen

BVL-Präsident Friedel Cramer zog ein positives Zwischenfazit zur Neuentwicklung des Portals Lebensmittelwarnung.de. „Das neu gestaltete Portal und vor allem die neue App werden von den Verbraucherinnen und Verbrauchern sehr gut angenommen“, sagte Cramer. Ende November lag die Zahl der App-Downloads bei 115.274. Der Präsident lobte das klare Design, die einfache Menüführung und die Push-Funktionen.

Seit dem Start des Portals 2011 erfolgten 2.578 Meldungen. Krankheitserreger sind Grund für knapp ein Drittel aller gemeldeten Rückrufe. 2024 wurden 283 Meldungen veröffentlicht, darunter 250 zu Lebensmitteln.

LAV warnt vor Falschinformationen in Sozialen Medien

Der LAV-Vorsitzende Gerhard Zellner äußerte sich besorgt über den Umgang mit Lebensmittelthemen in den Sozialen Medien. „Ich beobachte solche Empfehlungen und Aussagen mit zunehmender Sorge. Im besten Fall sind sie einfach nur gedankenlos und fahrlässig. Im schlimmsten Fall haben sie jedoch gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit von Verbraucherinnen und Verbrauchern“, erklärte Zellner. Er betonte, wie wichtig eine seriöse Berichterstattung ist, mit der Falschbehauptungen widerlegt werden können.

Das BVL berichtete, dass es auch 2024 viele Medienanfragen zu verschiedenen Lebensmittel- und Kosmetiktrends in den Sozialen Medien erhielt. Dabei ging es unter anderem um Behauptungen, Rohmilch sei gut für die Schwangerschaft, Sonnencreme würde Hautkrebs verursachen und Aperol sei krebserregend. Die Behörden wollen nach eigenen Angaben durch fachlich fundierte und wissenschaftlich abgesicherte Auskünfte gegen Desinformation kämpfen.

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