Bei mehreren Unternehmen der Süßwarenindustrie haben die Beschäftigten zu Wochenbeginn die Arbeit niedergelegt, um ihren Forderungen in den Tarifverhandlungen Nachdruck zu verleihen. Die Warnstreiks am Montag und Dienstag betrafen nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Standorte der Branchenschwergewichte Bahlsen, Haribo, Lambertz und August Storck. So wurde Haribos Maoam-Fabrik am Dienstag in Neuss bestreikt, ebenso wie die Bahlsen-Werke in Barsinghausen und Varel. Bereits am Montag hatte es einen Warnstreik bei Storck in Halle (Westfalen) gegeben. Auch die zu Lambertz gehörende Max Weiss Lebkuchenfabrik in Bayern war betroffen. Derzeit finden Tarifverhandlungen in sechs von neun Tarifgebieten statt.
Die Warnstreiks sind nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) „zu diesem Zeitpunkt vollkommen unbegründet und restlos überzogen“. Nach konstruktiven und sachlichen Gesprächen habe man die Verhandlungen auf den Frühherbst vertagt. „Anstatt mit den Arbeitgebern wie vereinbart im Frühherbst weiter zu verhandeln, sehen wir uns nun unbegründeten und völlig überzogenen Streiks in den Unternehmen gegenüber – und dies trotz fairer Angebote, die die Arbeitgeber in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in allen sechs Tarifgebieten unterbreitet haben“, erklärte Dr. Mario Mundorf, tarifpolitischer Geschäftsführer des BDSI, laut Mitteilung.
Deutliche Kritik an der Arbeitgeberseite kam von der NGG. Der für Süßwaren zuständige Referatsleiter Marcel Mansouri sagte im Gespräch mit Lebensmittel Praxis: „Wir sind außerhalb der Friedenspflicht. Die Arbeitgeber haben durch die Bank Schrottangebote vorgelegt. Dann brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn die Belegschaften vor Wut schäumen und das mit Warnstreiks quittieren.“ Er stößt sich vor allem an den von den Arbeitgebern geforderten Tariflaufzeiten von 24 Monaten und mehr. „Sie wollen das Risiko der Volatilität einseitig auf die Beschäftigten abwälzen. Das akzeptieren wir nicht.“
Die NGG fordert eine Laufzeit von zwölf Monaten und ein Lohnplus von 9,9 Prozent für alle Beschäftigten, mindestens aber 360 Euro pro Monat. Auszubildende sollten 190 Euro mehr erhalten. Mansouri räumte ein, dass die Forderung über der aktuellen Inflationsrate liege. Allerdings gebe es Nachholbedarf wegen der stark gestiegenen Lebensmittelpreise. Die Gewerkschaft peile an, einen maßvollen Kompromiss in der zweiten Runde zu finden. „Wir müssen Verhandlungen nicht immer unnötig in die Länge ziehen.“