Papier statt Plastik Falscher Trend gefährdet die Recyclingziele

Papierverbundverpackungen als vermeintlich nachhaltigere Alternative zu Kunststoffverpackungen liegen im Trend. Eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) zeigt, dass dieser Trend der Kreislaufwirtschaft schadet.

Mittwoch, 19. Juni 2024, 09:38 Uhr
Julia Krone
Artikelbild Falscher Trend gefährdet die Recyclingziele
Bildquelle: Südpack

Papierverbundverpackungen als vermeintlich nachhaltigere Alternative zu Kunststoffverpackungen haben derzeit einen Lauf: Laut einer Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) könnte sich ihre Menge bis 2030 von aktuell 313.600 Tonnen auf 572.500 Tonnen nahezu verdoppeln. Doch der Schuss geht nach hinten los, warnt Dr. Wolf Karras, Werkstoffwissenschaftler und Experte für Ökodesign bei Eko-Punkt, dem Dualen System von Remondis. Karras sagt besorgt: Diese Entwicklung sei kontraproduktiv. Papierverbunde seien oft schwerer als Kunststoff und ließen sich deutlich schlechter recyceln. Das führe zu steigenden Abfallmengen und sinkender Recyclingfähigkeit.

Der Gesetzgeber, Verbraucher und der Handel fordern nachhaltigere Verpackungen. Im Lebensmittelbereich ersetzen viele Hersteller daher Kunststoffverpackungen durch Papierverbundverpackungen, die aus beschichteter Pappe bestehen.

Papierverbundverpackungen bestehen aus einer Kombination von Pappe und Kunststoff, was die Wiederverwertbarkeit stark einschränkt. Laut Dr. Karras können die Kunststoffanteile nicht recycelt werden und der Papieranteil lasse sich nur teilweise verwerten. Die Studie bestätige, dass 60 Prozent der Papierverbundverpackungen zu weniger als 90 Prozent recyclingfähig sind, während die Recyclingquote von Papierverbunden im gelben Sack nur bei 10 Prozent liege. Im Gegensatz dazu seien rund zwei Drittel der Kunststoffverpackungen zu mehr als 95 Prozent recyclingfähig.

Durch den Trend zu Papierverbundverpackungen steige die Abfallmenge um 35 bis 40 Prozent, in einigen Fällen sogar noch mehr. Dies wirke letztlich den Zielen der Abfallvermeidung und Kreislaufführung entgegen. Dr. Karras fasst zusammen: „Die Abfallmenge steigt, während der Grad der Recyclingfähigkeit sinkt.“ Vor dem Hintergrund verschärfter Recyclingvorgaben der EU, die ab 2030 greifen, rät Karras den Herstellern, ihre Verpackungsstrategien zu überdenken. Er empfiehlt, auf Monokunststoffe wie Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE) zu setzen, da diese sich vollständig recyceln ließen.

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