Brauereien Binding-Schließung erst der Anfang?

Dass Binding die letzte Traditionsbrauerei in Deutschland ist, die die Segel streichen muss, ist laut Experten unrealistisch. „Es ist kein Geheimnis, dass viele Braustätten in Zeiten mit einem deutlich höheren Pro-Kopf-Konsum gebaut wurden. Sie sind heutzutage schlicht nicht ausgelastet", erklärt Marcus Strobl, Getränkeexperte bei Nielsen gegenüber LP.compact.

Freitag, 21. Oktober 2022 - Hersteller
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Binding-Schließung erst der Anfang?
Bildquelle: Strobl/Nielsen

Was die Radeberger Gruppe jetzt mit der Binding-Brauerei in Frankfurt vollzogen hat, werde laut Strobl aller Voraussicht nach in vielen großen Braukonzernen derzeit als Szenario für die eigenen Betriebe durchgespielt.

Dass sich die Brauwirtschaft über höhere Preise aus der aktuell angespannten Situation befreien kann, glaubt der Analyst nicht. „Es werden noch ein paar Brauer aus der Deckung kommen und mehr für ihr Bier verlangen, aber die Aktionspreise steigen eher selten und die Schere zwischen Promotion und Regalpreis vergrößert sich weiterhin. Das ist sehr ungesund“, so Biermarkt-Experte Strobl. Die Versuche der Brauer, mit Preiserhöhungen ab Rampe ihrem Bier endlich wieder eine höhere Preisstellung und damit Wertschätzung zu geben, verpufften auch vor der aktuellen Energie-Krise immer wieder.

Untergangsszenarien möchte Strobl trotzdem nicht an die Wand malen: „Die kleinen Brauer haben in der Regel weniger finanziellen Spielraum und hängen mehr am Tropf eines guten Gastronomie-Geschäftes. Auf der anderen Seite gibt es einen klaren Trend zu authentischen, regionalen Bieren, der diesen Betrieben helfen könnte. Vor allem kleine Brauereien aus Süddeutschland konnten mit dem aktuellen Trend zu Hell-Bieren bemerkenswert wachsen.“

Wenig Impulse seien von Craft-Bieren zu erwarten. Bier-Stile wie India Pale Ale oder Stout, die den Brauern in Deutschland Hoffnung auf mehr Wertschöpfung gemacht hatten, entwickeln sich zu Ladenhütern. „Interessanterweise sehen wir gerade bei den großen internationalen Biermarken Wachstum, also bei Bieren wie Heineken oder Corona. Die haben weder mit Craft-Bier noch mit Regionalität etwas zu tun, scheinen aber vor allem für Jüngere eine Alternative zum deutschen Pils-Mainstream zu sein“, sagt Strobl.

Mehr zu dem Thema lesen Sie in der aktuellen Printausgabe (17) der Lebensmittel Praxis.

Neue Produkte

Viel gelesen in Hersteller

Nachhaltigkeit

Sortiment

Personalien Hersteller

Im Gespräch - Hersteller

Warenkunden

LP.economy - Internationale Nachrichten