Die deutschen Hopfenbauern reagieren auf ein massives Überangebot ihrer Ernte mit der Rodung von Anbauflächen. Bei den Aromasorten Perle und Hallertauer Tradition sind die Preise auf ein Euro pro Kilogramm gefallen – ein Zehntel des Vorjahresniveaus. Das berichtet der Verband Deutscher Hopfenpflanzer. Der Preis liege damit deutlich unter den Herstellungskosten, so Verbandsgeschäftsführer Erich Lehmair.
Verband: 1.000 bis 2.000 weniger Hektar realistisch
Die Branche strebt eine Reduzierung der weltweiten Anbaufläche um 5.000 Hektar an, wie der Hopfenwirtschaftsverband mitteilte. Dies entspricht etwa 9 Prozent der globalen Anbaufläche.
Allein in Deutschland sollen nach Einschätzung des weltgrößten Hopfenhändlers Barth Haas rund 2.000 Hektar verschwinden. Der Verband Deutscher Hopfenpflanzer hält eine Reduzierung um 1.000 bis 2.000 Hektar für realistisch.
Den Status als weltweit größter Hopfenproduzent wird Deutschland dennoch behalten. Das Land hatte die Spitzenposition erst kürzlich zurückerobert. Die deutschen Hopfenbauern bewirtschafteten im vergangenen Jahr rund 20.300 Hektar, den Großteil davon in der Hallertau zwischen München und Nürnberg. Die USA als zweitgrößter Produzent kamen auf 18.600 Hektar. Auch dort müssen nach Einschätzung von Barth Haas rund 2.000 Hektar aus der Produktion genommen werden.
Brauereien setzen auf Bittersorten
Große Brauereien tragen zu der Entwicklung bei. Sie ändern ihre Rezepturen und ersetzen Aromahopfen durch Sorten mit besonders hohem Alphasäuregehalt, wie Barth Haas erläuterte. Diese Bittersorten sind ertragreicher. Ein Hektar der Sorte Herkules ersetzt nach Angaben des Hopfenhändlers drei Hektar der Sorte Perle. Die Alphasäure gibt dem Bier seine bittere Note.
Ob Verbraucher einen Unterschied schmecken, wird in der Branche unterschiedlich bewertet. Kleinere Brauereien halten laut Barth Haas meist an ihren traditionellen Rezepturen fest. Der Hopfen macht nach Angaben des Verbands nur etwa 1 Prozent des Bierpreises aus.
Versorgung der Brauereien trotzdem gesichert
Die Hopfenbauern müssen nun selbst entscheiden, ob sie Flächen roden. „Am Schluss sieht man es am Preis“, meint Geschäftsführer Lehmair. Jeder Hektar und jedes Kilo Hopfen verursache Kosten. Die Pflanzer müssten abwägen: Bei zu niedrigen Preisen entstehen Verluste, bei zu starker Reduzierung der Flächen könnten sie Chancen auf spätere Gewinne verpassen. Nach einer Rodung und Neupflanzung dauert es ein Jahr, bis die Pflanzen wieder Ertrag bringen. Die Versorgung der Brauereien ist nach Angaben des Verbands aber gesichert. Von den Sorten mit Überangebot gebe es ausreichend Vorräte.