Der Münchner Mischkonzern Baywa will 1.300 Stellen streichen und 26 Standorte schließen. Der Konzern steckt in einer tiefen Krise und musste in den ersten neun Monaten 2024 einen Nettoverlust von knapp 641 Millionen Euro verkraften. Dies übertraf das Defizit des gesamten Vorjahres um mehr als das Sechsfache.
Der Stellenabbau soll hauptsächlich die zentrale Verwaltung treffen, die rund 40 Prozent ihrer Stellen verlieren soll. Von den 8.000 Vollzeitstellen in der Muttergesellschaft Baywa sollen 6.700 erhalten bleiben. Das entspricht einem Abbau von über 16 Prozent der Belegschaft. Die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat haben begonnen, eine Einigung strebt das Unternehmen bis Ende März 2025 an.
Der Umsatz des größten deutschen Agrarhändlers sank in den ersten neun Monaten 2024 um knapp zwölf Prozent auf 16 Milliarden Euro. Zudem musste der Konzern Abschreibungen in Höhe von 222 Millionen Euro vornehmen, davon 171,5 Millionen Euro auf die 51-prozentige Beteiligung an der Tochtergesellschaft für Erneuerbare Energien.
Roland Berger plant Verkauf internationaler Beteiligungen
Ein Sanierungsgutachten sieht den Verkauf wesentlicher internationaler Beteiligungen vor. Alle vier Geschäftsbereiche Agrar, Baustoffe, Energie und Technik sollen laut einer Pflichtmitteilung an die Börse erhalten bleiben. Die Sanierung, die die Unternehmensberatung Roland Berger ausgearbeitet hat, soll bis Ende Dezember 2027 abgeschlossen sein.
Die Finanzaufsicht Bafin überprüft seit knapp drei Wochen den Jahresüberschuss 2023, weil das Unternehmen möglicherweise seine finanziellen Risiken beschönigt habe. In den ersten neun Monaten 2024 liefen sowohl das Agrargeschäft als auch die erneuerbaren Energien großenteils schlecht. Zuwächse verzeichnete der Konzern lediglich im Obst- und Gemüsehandel sowie beim Verkauf von Landmaschinen.