VGMS-Symposium Experten heben Vorurteile gegen Weizen aus den Angeln

Getreideprodukte sind wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung und Weizen hat sein zum Teil sehr schlechtes Image auf keinen Fall verdient. Das war der rote Faden eines Symposiums des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) in Würzburg. Entgegen verbreiteter Vorurteile könnten mehr als 90 Prozent der Europäer Weizen problemlos essen, hieß es.

Dienstag, 12. November 2024, 07:08 Uhr
Thomas Klaus
VGMS-Symposium: Getreideähren auf dem Feld
Mehr Mut zum Weizen: Den Experten eines VGMS-Symposiums zufolge gibt es für gesunde Menschen keinen Grund zum Verzicht. Bildquelle: Unsplash/Melissa Askew

Der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) diskutierte auf seinem 17. Wissenschaftlichen Symposium in Würzburg die Bedeutung von Getreideprodukten in der Ernährung. Dabei zeigte sich aus Verbandssicht: Weizen und andere Getreidearten sind trotz negativer Darstellungen in den Medien wichtige Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung. 

DGE bestätigt Wertigkeit von Getreide

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bestätigt in ihren aktuellen Empfehlungen die Bedeutung von Getreide im Speiseplan. Das unterstrich Professor Martin Smollich vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Er erklärte: Der Orientierungswert für die tägliche Getreidezufuhr bei Erwachsenen liege unverändert bei etwa 300 Gramm. Neben den Getreideprodukten zählen auch Pseudogetreide sowie Kartoffeln und Süßkartoffeln in diese Gruppe.

Weniger Getreide wäre aus ernährungsmedizinischer Sicht schlecht, vor allem wegen des Gehaltes an Ballaststoffen. Das betonte Smollich. Auch wegen ihres Gehaltes an Mikronährstoffen wie Zink, Eisen, Magnesium und Jod gehörten Getreide unbedingt zu einer gesunden Ernährung. 

Weizen ist für 90 Prozent der Europäer unproblematisch

Mit Blick auf die Diskussion um hochverarbeitete Lebensmittel merkte der Wissenschaftler an: Die Idee, aus dem Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln pauschal gesundheitliche Effekte ableiten zu können, sei nicht haltbar.

Entgegen weit verbreiteter Vorurteile belegt die wissenschaftliche Datenlage nach Auffassung des VGMS, dass Weizen für die meisten Menschen kein Problem darstellt. „Mehr als 90 Prozent der Europäer können Lebensmittel aus oder mit Weizen oder Gluten problemlos essen“, bestätigte die Ökotrophologin Karin Bergmann auf dem Symposium. Wirklich verzichten müssten lediglich Weizenallergiker oder Zöliakie-Patienten. Sie forderte: „Mehr Mut zum Weizen. Mehr Zahlen und wissenschaftliche Fakten kommunizieren, denn Weizen ist für nur wenige Menschen Feind – für ganze viele ist er Freund“. Wissenschaftlich betrachtet, seien die Vorurteile gegen Weizen längst widerlegt, nach aktueller Datenlage nicht nachweisbar oder physiologisch nicht plausibel.

Alte Landsorten und moderne Weizensorten sind gleich verträglich

Eine aktuelle Studie des Karlsruher Instituts für Technologie, die Nora Jahn vom Institut vorstellte, widerlegt zudem die Annahme, moderne Weizensorten seien weniger verträglich als alte Landsorten. „Insgesamt zeigen die Ergebnisse klar, dass alte Landsorten und moderne Weizensorten ein gleichwertiges immunreaktives Potential aufweisen“, so Jahn.

Professor Markus Lehmkuhl vom Department für Wissenschaftskommunikation am Karlsruher Institut für Technologie empfahl im Umgang mit Fehlinformationen über Weizen „ein vernünftiges Maß an Ignoranz“. Stattdessen sollten Fachleute richtige, gut aufbereitete Informationen verbreiten, um Desinformationen zu begegnen.

Der VGMS vertritt nach eigenen Angaben rund 500 Unternehmen der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft. Diese verarbeiten jährlich etwa 15 Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Rohstoffe. Mit rund 15.000 Mitarbeitern erwirtschaften sie einen Umsatz von etwa 7,5 Milliarden Euro.

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