Ernährungssicherheit Slow Food startet Projekt für krisenfeste Lebensmittelsysteme

Der Verein Slow Food Deutschland, der sich für eine bewusstere und nachhaltigere Ernährung stark macht, propagiert in einem Positionspapier die so genannte Agrarökologie als Alternative zum konventionellen Agrarsystem. Es könne die Ernährungssicherheit am besten gewährleisten. Ein neues Projekt soll für krisenfeste Lebensmittelsysteme sorgen.

Freitag, 18. Oktober 2024, 05:46 Uhr
Thomas Klaus
Artikelbild Slow Food startet Projekt für krisenfeste Lebensmittelsysteme
Plädoyer für Agrarökologie: Landwirtschaft und Ernährungssicherheit sind miteinander verbunden. Bildquelle: Eurostat/Shutterstock

Slow Food Deutschland fordert in einem Positionspapier eine Umstellung auf Agrarökologie. Der Verein sieht in diesem Ansatz einen Ausweg aus der von ihm behaupteten Sackgasse der konventionellen Agrarindustrie. Damit die Ernährungssicherheit gewährleistet bleibe, müsse diese Alternative genutzt werden. 

Tradtionelles Wissen und modernes wissenschaftliches Know-how

Zurzeit rücke das Ziel der Ernährungssicherheit für alle Menschen in weite Ferne, meint Slow Food. Als Gegenentwurf propagiert Slow Food eine Landwirtschaft nach agrarökologischen Prinzipien. „Das Wort 'Agrarökologie’ mag neu klingen, aber im Grunde bezeichnet es die Art Landwirtschaft, für die sich Slow Food schon immer stark macht.“ Das erklärte Dr. Rupert Ebner, Vorsitzender von Slow Food Deutschland. Es gehe um ein nachhaltiges System, das traditionelles Wissen mit modernem wissenschaftlichem Know-how verbindet.

Der Ausschuss für Ernährungssicherheit der Welternährungsorganisation (FAO) hat 13 Prinzipien für Agrarökologie identifiziert: Bodengesundheit; Tiergesundheit und Tierwohl; Biodiversität; Recycling; Input-Reduzierung; ökonomische Diversifizierung; die Erzeugung von Synergien; den gemeinsamen Aufbau von Wissen; soziale Werte und Ernährungsweise; Fairness; die Verbindung von Produzenten und Konsumenten sowie nachhaltiges, bewahrendes und gerechtes Land- und Ressourcen-Management unter Einbeziehung der Interessen von Familienbetrieben, Klein- und Kleinstbauern.

Gegenpol zum Modell der Grünen Revolution

Der wesentliche Unterschied zu anderen Formen nachhaltiger Landwirtschaft liegt in der ganzheitlichen Herangehensweise, von der Wahl des Standortes über die Bewirtschaftungsmethoden bis hin zu Arbeitsbedingungen und der Transformation des Ernährungssystems jenseits der landwirtschaftlichen Betriebe.

Slow Food Deutschland fordert die Politik auf Bundes- und EU-Ebene auf, sie solle landwirtschaftliche Betriebe mit agrarökologischen Praktiken unterstützen. Mit dem neuen Projekt „Slow Food Farms“ hat der Verein auf internationaler Ebene nach eigenen Angaben ein weltweites Netzwerk geschaffen. Es solle krisenfeste lokale Lebensmittelsysteme entwickeln und damit die Ernährungssicherheit verbessern.

Slow Food betrachtet die Agrarökologie als Gegenpol zum Modell der Grünen Revolution, die ab den 1970er Jahren eine Steigerung der Nahrungsmittelproduktion durch massiven Einsatz synthetischer Düngemittel und Mechanisierung angestrebt hatte. 

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