Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) haben einen Tarifabschluss für die Beschäftigten der Süßwarenindustrie in Bayern erzielt. Dies teilte der BDSI mit. Der Abschluss sieht eine Lohnerhöhung von insgesamt 7,5 Prozent in zwei Stufen vor und gilt für 22 Monate.
Die Tarifentgelte steigen laut der Mitteilung ab dem 1. Oktober 2024 zunächst um 5 Prozent, mindestens aber um 145 Euro. Eine weitere Erhöhung um 2,5 Prozent folgt am 1. September 2025. Zusätzlich zahlen die Unternehmen im Oktober 2024 eine Inflationsausgleichsprämie von 500 Euro, Auszubildende erhalten 375 Euro. Teilzeitbeschäftigte bekommen die Prämie anteilig.
„Wir sind richtig stolz auf dieses Tarifergebnis – und die Beschäftigten können es mit Recht auch sein", sagte so Mustafa Öz, Verhandlungsführer und Landesbezirksvorsitzender der NGG Bayern, gegenüber Lebensmittel Praxis. „Die großartige Beteiligung und Geschlossenheit der Beschäftigten in der ersten, aber vor allem zweiten Streikwelle unmittelbar vor der dritten und entscheidenden Verhandlung“ habe dafür gesorgt, dass die Arbeitgeber dem Druck nicht mehr hätten standhalten können.
Für Auszubildende hebt der Tarifvertrag die Vergütung um 100 Euro zum 1. Oktober 2024 und weitere 50 Euro zum 1. September 2025 an. Zudem erhalten sie jeweils zwei freie Tage für die Abschlussprüfungen Teil I und II. Öz zeigte sich zufrieden mit den Lohnerhöhungen für den Nachwuchs. „Zudem konnten wir erstmalig für einen Flächentarifvertrag vereinbaren, dass die Arbeitgeber zwölf Monate vor Ausbildungsende den Azubis schriftlich mitteilen müssen, ob sie übernommen werden oder nicht.“
Dr. Mario Mundorf, Tarifpolitischer Geschäftsführer des BDSI, bezeichnete den Abschluss als „ausgewogenen Kompromiss“. „Die Laufzeit von 22 Monaten bringt den Unternehmen und den Beschäftigten in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld Planungssicherheit bei den Einkommen bis April 2026“, erklärte Mundorf laut der Mitteilung.
500 Mitarbeiter streiken in Berlin
Der Tarifabschluss in Bayern steht im Kontrast zur Situation anderswo, etwa in Berlin-West. Dort legten nach Angaben der NGG zu Wochenbeginn mehr als 500 Beschäftigte aus sechs Unternehmen, darunter Storck, Bahlsen und Stollwerck, die Arbeit nieder. Die Gewerkschaft fordert bundesweit 9,9 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 360 Euro monatlich. Der Arbeitgeberverband bietet für das Tarifgebiet Berlin eine zweistufige Erhöhung um 3,1 und 2,6 Prozent bei einer Laufzeit von 28 Monaten. Die nächste Verhandlungsrunde in Berlin findet am 2. Dezember statt.
Im Tarifgebiet Niedersachsen/Bremen waren die Verhandlungen Anfang Oktober vertagt worden auf den 30. Oktober. Die Tarifgespräche für Schleswig-Holstein und Hamburg sollen in der kommenden Woche, am 23. Oktober, weitergehen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, hatte die Gewerkschaft erst zu Beginn dieser Woche zu Warnstreiks in mehreren Betrieben in Lübeck aufgerufen, darunter der Marzipanhersteller Niederegger. An einer Kundgebung beteiligten sich am Montag nach Angaben der Polizei 450 Menschen.
Im Tarifgebiet Nordrhein-Westfalen vertagten die Tarifparteien die Verhandlungen in der vergangenen Woche auf den 18. November. Auch in Hessen lässt die Einigung auf einen neuen Tarifvertrag auf sich warten. Hier sollen die Gespräche noch am Freitag dieser Woche wieder anlaufen. Das Angebot der Arbeitgeber für das Tarifgebiet Hessen sieht eine prozentuale Lohnerhöhung von insgesamt 4,6 Prozent in zwei Schritten für eine Laufzeit von 24 Monaten vor.
Nicht in allen Tarifgebieten ist die Tarifrunde bereits angelaufen: In Baden-Württemberg beginnen die Verhandlungen erst am heutigen Mittwoch, es folgt das Tarifgebiet Rheinland-Pfalz/Saarland. In den ostdeutschen Bundesländern läuft der aktuelle Tarifvertrag erst Ende Januar aus.