Unter der Federführung von Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte hat das Bündnis an Haltungsform.de geschrieben. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem das Grünlandzentrum, die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL), der Bund deutscher Milchviehhalter (BdM), Greenpeace, das Landvolk Niedersachsen, Land schafft Verbindung, der NABU, Provieh sowie Vision 360 Agrar.
Hintergrund: Die Haltungsform-Kennzeichnung ist eine bisher vierstufige Siegel-Klassifikation für tierische Erzeugnisse. Sie ordnet die Tierwohl-Siegel entsprechend ihren Anforderungen an die Tierhalter und dem sich daraus ergebenden Tierwohl-Niveau ein. Verbraucher finden die Kennzeichnung derzeit auf Verpackungen bei Aldi Nord, Aldi Süd, Bünting Gruppe, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto Marken Discount, Penny und Rewe. Trägerin der Haltungsform-Kennzeichnung ist die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH. Neu ist, dass die bekannte Haltungsform-Kennzeichnung künftig fünfstufig werden soll: Die bislang vierte Stufe wird aufgeteilt; für Bio-Programme soll es eine separate fünfte Stufe geben. Geändert werden soll ab Sommer 2024.
Ministerin Staudte kritisiert im Namen des Bündnisses: „Weidemilch soll künftig mit Milch aus Laufstallhaltung oder aus einem Offenfrontstall weiterhin auf einer Stufe stehen. Dies bedeutet: Die mit zusätzlichem Aufwand erzeugte Weidemilch befindet sich in einem Topf zusammen mit Milch, die nicht auf der Weide erzeugt worden ist.“ Das Merkmal der Weidehaltung als Alleinstellungsmerkmal für ein hohes Maß an Tierwohl würde also künftig nicht in der Form genutzt werden wie es seiner Bedeutung entspräche. Denn: „Eine angemessene Bezahlung für dieses Mehr an Leistung lässt sich den Erzeugerinnen und Erzeugern von Weidemilch nicht mehr zuordnen.“
Bisher war es nur möglich, Weidemilch zu höheren Preisen zu vermarkten, sofern eine gesonderte Abholung von den landwirtschaftlichen Betrieben und eine separate Verarbeitung in den Molkereiunternehmen gewährleistet waren. Im bisherigen System war die Weidemilch der Stufe 3 („Außenklima") zugeordnet. Die erneute Einordnung in Stufe 3 mit der Betitelung „Frischluftstall" würde aus Sicht des Bündnisses die Situation verschlechtern.
Miriam Staudte: „Das Bündnis fordert, dass die vielfältigen Effekte der Weidehaltung zwingend einer Haltungsstufe, die diese Bezeichnung auch beinhaltet, vorbehalten sein sollte, nämlich der Stufe 4. Konkret bietet es sich hier an, aus der Haltungsstufe 3 das Kriterium der Laufstallhaltung mit Weidegang (mindestens 120 Tage a´6 Stunden) herauszulösen und in die Stufe 4 zu verschieben.“ Das Kriterium „Laufstallhaltung mit ganzjährig nutzbarem Laufhof...." müsste dann gestrichen werden. Die Bezeichnung der Stufe 4 würde dann „Haltungsstufe 4 - Weide" lauten. Die Ministerin meint: „Der Handel könnte so ein starkes Signal setzen und zeigen, dass ihm die Verbesserung des Tierwohls sowie der Erhalt wertvollen Grünlandes am Herzen liegt.“