Agrarkonzern in der Krise Baywa-Sanierung wird trotz Gläubiger-Absprung forciert

Der hoch verschuldete Münchner Agrar- und Baustoffkonzern Baywa will nach der fehlgeschlagenen Einigung mit einem großen Gläubiger die Sanierung mit Hilfe des Restrukturierungsgesetzes weiter vorantreiben. Das teilte der Vorstand mit.

Freitag, 31. Januar 2025, 12:30 Uhr
Thomas Klaus (mit dpa)
Viel Unruhe in der Baywa-Zentrale: Der Münchner Mischkonzern hat seine Krise noch nicht ausgestanden. Bildquelle: Baywa

Nach der fehlgeschlagenen Einigung mit einem großen Gläubiger möchte der hoch verschuldete Münchner Agrar- und Baustoffkonzern Baywa die Sanierung mithilfe des Restrukturierungsgesetzes forcieren.

Ein Kapitalschnitt oder ein Herausdrängen der Aktionäre ist jedoch nicht geplant. Auch Lieferanten, Kunden, Belegschaft und Tochterunternehmen sind laut Baywa nicht betroffen. Das Unternehmen wird das entsprechende Verfahren beim Münchner Amtsgericht in Gang setzen. 

Bei angekündigter Kapitalerhöhung soll es bleiben

Das unter dem Kürzel „StaRUG“ bekannte Restrukturierungsgesetz soll Krisenunternehmen helfen, sich ohne Insolvenzverfahren zu sanieren. Das Gesetz ist jedoch bei Aktionären gefürchtet. Denn es gibt Unternehmen die Möglichkeit, ihr Kapital auf null zu setzen und die Aktionäre herauszukegeln.

Dies ist bei der Baywa jedoch nicht der Fall, wie einer Mitteilung des Unternehmens zu entnehmen ist: „Eine Kapitalherabsetzung und sonstige gesellschaftsrechtliche Maßnahmen sind nicht geplant.“ Es soll auch bei der bereits angekündigten Kapitalerhöhung mit Ausgabe neuer Aktien für rund 150 Millionen Euro bleiben, nunmehr im Rahmen des StaRUG-Verfahrens.

Hauptsächlich geht es um verlängerte Kreditlaufzeiten

Im Restrukturierungsverfahren der Baywa geht es demnach hauptsächlich um verlängerte Kreditlaufzeiten. Unter anderem wäre im September diesen Jahres ein Konsortialkredit mit einem Rahmen von bis zu zwei Milliarden Euro ausgelaufen.

Das Unternehmen hat sich mit den meisten seiner Gläubiger auf einen Sanierungsfahrplan inklusive eines Finanzierungskonzepts bis zum Jahr 2027 geeinigt. „Einige wenige Finanzgläubiger haben bisher nicht zugestimmt, so dass die Gesellschaft derzeit nicht mehr davon ausgeht, diese Einzelgläubiger zu einer freiwilligen Zustimmung zu bewegen“, hieß es.

Hauptversammlung wird möglicherweise verschoben

Das StaRUG-Verfahren soll es nun möglich machen, dass Sanierung und Finanzierungskonzept ohne Zustimmung dieser Gläubiger umgesetzt werden.
Nach Angaben aus Beraterkreisen handelt es sich im Wesentlichen um einen großen Gläubiger, der nicht zustimmen wollte.

Auch mit dem Restrukturierungsverfahren soll es laut Baywa beim ursprünglichen Sanierungsfahrplan bleiben, der den Abschluss einer rechtsverbindlichen Vereinbarung bis spätestens Ende April vorsieht.
Allerdings wird sich demnach die bisher für Ende März geplante Veröffentlichung der Jahresbilanz 2024 verzögern. Möglicherweise wird die Baywa auch ihre Hauptversammlung verschieben.

Baywa ist größter deutscher Agrarhändler

Der Konzern war Ende des dritten Quartals mit knapp 5,3 Milliarden Euro bei seinen Gläubigerbanken verschuldet, als Erblast einer rapiden Expansion auf Pump im vergangenen Jahrzehnt.

Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler. Der Konzern spielt eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Außerdem ist das 101 Jahre alte Unternehmen in den Geschäftsbereichen Bau und Energie als Dienstleister und Händler tätig.

Stellenabbau bei Baywa steht weiterhin bevor

Im Rahmen der Sanierung will sich die Baywa nun wieder verkleinern. Die wesentlichen Unternehmensbeteiligungen im Ausland sollen verkauft werden. Außerdem steht der Belegschaft in Deutschland Stellenabbau in großem Umfang bevor: Von den 8.000 Vollzeitstellen der Muttergesellschaft Baywa AG sollen 1.300 gestrichen werden. Das entspricht 16 Prozent der Vollzeit-Arbeitsplätze des Konzerns in Deutschland.

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