Die Supermarktkette Rewe beendet ihre Zusammenarbeit mit dem Bonusprogramm Payback und führt ab 2025 ein eigenes Treueprogramm ein. Kunden erhalten künftig beim Kauf bestimmter Artikel einen Bonus in Euro, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Unternehmenskreisen erfuhr. Für einige Produkte gibt es 10 oder 20 Cent, für andere einen Euro oder mehr. Mehrere Hundert wechselnde Artikel sollen mit Coupons verknüpft sein.
Das gesammelte Guthaben können die Kunden beim Einkauf einlösen. Wer innerhalb eines Monats einen Warenwert von 400 Euro erreicht, erhält zudem zehn Prozent auf den ersten Einkauf im Folgemonat. Auch die Rewe-Tochter Penny erhält ein neues Bonus-System.
Der Ausstieg bei Payback hat nach Informationen aus Branchenkreisen auch finanzielle Gründe. Allein die Supermarktkette Rewe soll pro Jahr knapp 150 Millionen Euro an Payback gezahlt haben. Payback bleibt mit mehr als 30 Millionen Nutzern in Deutschland das bekannteste und meistgenutzte Bonusprogramm. Ab Anfang 2025 können Kunden bei Edeka und Netto Payback-Punkte sammeln, ab Ende des Jahres auch bei der Warenhauskette Galeria.
Experten sehen begrenzten Nutzen für Verbraucher
Die Bedeutung von Sonderangeboten hat zuletzt zugenommen. „Immer mehr Sonderangebote können nur genutzt werden, wenn man sich für die Händler-App anmeldet und bereit ist, seine Daten zu geben“, sagt Carsten Kortum, Professor der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn. Mehr als vier von fünf Kunden in Deutschland nutzen laut einer Umfrage des Handelsforschungsinstituts IFH händlereigene Bonusprogramme oder Payback. Aldi ist das einzige große Handelsunternehmen ohne Vorteilsprogramm.
Bonusprogramme steigern Einkaufshäufigkeit
Der Geschäftsführer des Preisvergleichsportals Smhaggle, Sven Reuter, hält den Nutzen der Bonusprogramme allerdings für überschaubar. Die anbieterübergreifende Ersparnis liege im Schnitt nur bei einem Prozent. „Durch den gezielten Einkauf von Aktionsangeboten und den Wechsel des Händlers kann man bequemer und deutlich mehr sparen“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur den Manager. Verbraucherschützer warnen zudem vor der Weitergabe persönlicher Daten. „Viele haben Angst, weil sie nicht wissen, was mit ihren Daten passiert“, sagt Professor Kortum.
Die Marktforscher von NIQ beobachten einen Trend zum sogenannten Shop-Hopping. Immer mehr Kunden verteilen ihre Einkäufe auf verschiedene Geschäfte. Nur noch ein Fünftel des Umsatzes entfällt auf große Wocheneinkäufe in einem einzigen Laden. Die Loyalität zu einzelnen Händlern gehe insgesamt zurück.
Effekt von Bonusprogrammen ist messbar
Dennoch haben die Bonusprogramme einen messbaren Effekt auf das Kaufverhalten. Laut der IFH-Umfrage kaufen 56 Prozent der Nutzer häufiger bei einem Händler ein, wenn sie dessen Treueprogramm nutzen. Jeder dritte Kunde gibt dabei mehr Geld aus als üblich. Viele Verbraucher haben vier oder mehr verschiedene Einkaufsapps auf ihrem Smartphone installiert.
In Zukunft dürfte künstliche Intelligenz eine größere Rolle bei den Vorteilsprogrammen spielen. Die niederländische Supermarktkette Albert Heijn hat bereits eine KI in ihre App integriert, die Kunden beim Einkauf unterstützt und Rezeptvorschläge macht. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom würde in Deutschland jeder zweite Verbraucher gerne eine KI nutzen, um Sonderangebote zu finden.