Rewe stoppt die Expansion seines Lieferservices. Der Konzern werde das Angebot vorerst nicht in weiteren Städten ausrollen, teilte Konzernchef Lionel Souque in dem Podcast „Jung in der Gesellschaft“ mit. „Der Lieferservice bringt keinen positiven Ertrag“, begründete er die Entscheidung. „Die Waren von Rewe sind keine Bücher oder Fernseher. Die Leute wollen die Banane weiter vor sich haben“, sagte Souque.
Der Lebensmittelhändler bietet seinen Kunden seit 2012 in rund 90 Städten die Einkaufslieferung nach Hause an. Nach der ersten Bestellung kostet der Service maximal 4,90 Euro. Kosten und Aufwand für die Lieferung stünden in einem schlechten Verhältnis zum Ertrag, erklärte Souque. „Die Verkaufspreise sind ja dieselben. Da ist es sehr schwer, Geld zu verdienen“, sagte er. Als bedeutender Händler in Europa sei Rewe aber gezwungen, einen Lieferservice anzubieten. Der Abholservice, bei dem Kunden online bestellte Waren selbst in den Filialen abholen, rentiere sich deutlich besser.
Souque: Supermarktpreise werden nicht mehr sinken
Der Rewe-Chef rechnet nicht mit sinkenden Supermarktpreisen – trotz zuletzt gefallener Erzeugerpreise. Er verwies auf gestiegene Personal-, Energie- und Mietkosten. Butter kostete in Deutschland im November 40 Prozent mehr als vor einem Jahr, während die Inflationsrate auf 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg. Zugleich kritisierte Souque ungerechtfertigte Preiserhöhungen aus der Lebensmittelindustrie. „Es gibt Lieferanten, die sind so doof, die schicken an Billa in Österreich eine Preiserhöhung von drei Prozent und an Rewe in Deutschland eine von zehn Prozent. Die vergessen, dass Billa zu Rewe gehört und wir zwischen Deutschland und Österreich schon kommunizieren können“, sagte er im Podcast.
Rewe-Chef kritisiert Bürokratie und höheren Mindestlohn
Als große Herausforderung für sein Unternehmen bezeichnete Souque die hohe Bürokratielast in Deutschland und der EU. Die Gesetze zum Bürokratieabbau der Bundesregierung kämen bei ihm nicht an. Einen Mindestlohn von 14 bis 15 Euro lehnte er ab. Dies wäre wirtschaftlich für viele Firmen nicht machbar, teilte er mit.
Reisekonzern Dertour bleibt stabile Rewe-Tochter
Erst Anfang Juni hatte das Reiseunternehmen FTI Touristik Insolvenz angemeldet, im August gingen mehrere Tochtergesellschaften der Itravel-Gruppe pleite und erst vergangenen Monat war der Heilbronner Reiseveranstalter We-Flytour offiziell zahlungsunfähig. Die Rewe-Tochter Dertour mit ihren etwa 2.000 Reisebüros bleibe trotz der Krise in der Touristikbranche jedoch stabil am Markt. Die Deutschen würden zwar nicht den einfachsten Flug über ein Reisebüro buchen, bei längeren Urlauben aber dennoch auf das klassische Angebot zurückkommen, erklärte Souque.