DIHK-Konjunkturumfrage Auch dem Einzelhandel geht es immer schlechter

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) prognostiziert für 2024 und 2025 ein Nullwachstum der Wirtschaft. Der aktuellen Konjunkturumfrage zufolge verschlechtert sich die Geschäftslage auch von Handel und Einzelhandel weiter. Damit widerspricht die DIHK dem gestern veröffentlichten Ifo-Geschäftsklimaindex, der von einer verbesserten Stimmung berichtet.  

Dienstag, 29. Oktober 2024, 10:28 Uhr
Thomas Klaus
Artikelbild Auch dem Einzelhandel geht es immer schlechter
Dramatischer Aufruf zum Handeln: DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben zeichnet ein düsteres Bild der deutschen Wirtschaft. Bildquelle: DIHK

Die deutsche Wirtschaft steckt in einer strukturellen Krise und verliert international den Anschluss. Dies geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) als Dachverband der deutschen Industrie- und Handelskammern hervor. An der Umfrage beteiligten sich rund 25.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen Deutschlands, darunter auch dem Handel und Einzelhandel. In dieser Branche ist die Entwicklung ebenfalls zunehmend negativ.

Die DIHK widerspricht damit dem gestern veröffentlichten Ifo-Geschäftsklimaindex. Demnach hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft erstmals seit vier Monaten wieder aufgehellt. Auch im Handel stieg der Index leicht.

DIHK rechnet allenfalls mit roter Null

DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben warnt: „Wir haben es nicht nur mit einer konjunkturellen, sondern einer hartnäckigen strukturellen Krise am Standort Deutschland zu tun.“ Für 2024 senkt die DIHK ihre Wachstumsprognose auf „allenfalls eine rote Null“. Auch für 2025 rechnet die Kammer lediglich mit Nullwachstum. Dies wäre das dritte Jahr in Folge ohne realen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt.

Die Geschäftslage der Unternehmen hat sich weiter verschlechtert. Nur noch 26 Prozent der befragten Firmen bewerten ihre aktuelle Situation als gut, während 25 Prozent sie als schlecht einschätzen. Besonders dramatisch ist die Lage in der Industrie. Aber auch in Handel und Einzelhandel hat sich die Situation klar verschlechtert. 

Nur noch 17 Prozent der Händler mit positiver Lageeinschätzung

Nur noch 17 Prozent der Händler gelangen zu einer positiven Lageeinschätzung (zuvor 20 Prozent). 32 Prozent sprechen von einer schlechten Lage (zuvor 27 Prozent). Damit hat sich der Saldo seit Frühsommer von minus sieben auf minus 15 Punkte deutlich verschlechtert. Der Großhandel leidet aufgrund der schlechten Industrieentwicklung besonders stark (minus 22 nach zuvor minus zehn Saldopunkten). Aber auch der Einzelhandel (minus zwölf nach zuvor minus sechs Saldopunkten) kämpft mit Nachfrageproblemen.

38 Prozent der Händler erwarten schlechtere Geschäfte

Im Handel verdüstern sich die Geschäftserwartungen ebenfalls. Besonders die schwache Nachfrage bereitet den Betrieben große Sorgen. Für 70 Prozent (nach zuvor 65 Prozent) ist die Inlandsnachfrage ein Geschäftsrisiko. Entsprechend erwarten fast zwei von fünf Händlern (38 Prozent nach zuvor 34 Prozent) eine Verschlechterung der Geschäfte, während nur jeder Zehnte (zehn Prozent nach zuvor 13 Prozent) von einer Besserung ausgeht. Der Saldo sinkt um sieben auf minus 28 Punkte. Die Unterschiede zwischen Groß- und Einzelhandel sind dabei eher gering (Einzelhandel Saldo von minus 26 Punkten nach zuvor minus 21 Punkten; Großhandel Saldo von minus 28 Punkten nach zuvor minus 22 Punkten).   

Inlandsnachfrage im Handel häufigstes Geschäftsrisiko

Die Investitionsneigung der Unternehmen ist gering. Ein Drittel plant geringere Investitionen am Standort Deutschland. In der Industrie sind es sogar 40 Prozent. „Die Anzeichen einer Deindustrialisierung erhärten sich“, warnt Wansleben. Auch die Beschäftigungsaussichten verschlechtern sich. Ein Viertel aller Betriebe will Personal abbauen; nur etwa jedes zehnte Unternehmen plant Neueinstellungen.

Als Hauptrisiken nannten die Unternehmen unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, hohe Arbeitskosten und den Fachkräftemangel. Auch die Energie- und Rohstoffpreise bereiten vielen Firmen weiterhin Sorgen.

Auch im Handel geben die Betriebe mit 70 Prozent (zuvor 65 Prozent) die Inlandsnachfrage als häufigstes Geschäftsrisiko an. Es folgen wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen mit 58 Prozent (zuvor 55 Prozent), Arbeitskosten mit 52 Prozent (zuvor ebenfalls 52 Prozent), Energie- und Rohstoffpreise mit 49 Prozent (zuvor 55 Prozent) und Fachkräftemangel mit 46 Prozent (zuvor 48 Prozent).

Wansleben fordert zum dringenden Umsteuern auf

Nur jeder fünfte Händler (20 Prozent nach zuvor 22 Prozent) will sein Investitionsbudget ausweiten, während 37 Prozent (nach zuvor 36 Prozent) Kürzungen vornehmen müssen. Der Saldo sinkt damit leicht um drei auf minus 17 Punkte.

Martin Wansleben fordert die Politik zum Handeln auf: „Die Zahlen sind dramatisch. Es ist an der Zeit umzusteuern.“ Er plädiert für steuerliche Entlastungen, Bürokratieabbau und eine investitionsfreundliche Unternehmenssteuerreform.

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