Der Onlinehandel in Deutschland kämpft weiterhin mit der Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI erwartet in seiner Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2024“ für die 1.000 umsatzstärksten Onlineshops in diesem Jahr einen Netto-Umsatz von 78,3 Milliarden Euro. Dies entspricht nominal einem Plus von einem Prozent zum Vorjahr. Preisbereinigt wäre das jedoch ein Minus von 3,6 Prozent.
Lars Hofacker, E-Commerce-Experte des EHI, erklärt die Situation: „Der Onlinehandel leidet darunter, dass das Geld der Verbraucher woanders hinfließt, zum Beispiel in Reisen und Konzerte“. Im Jahr 2023 verzeichneten die Top 1.000 Onlineshops laut der Studie einen nominalen Umsatzrückgang von 0,2 Prozent. Der Umsatz blieb nur aufgrund gestiegener Preise etwa auf Vorjahresniveau.
Dabei unterscheidet sich die Entwicklung von Produktsegment zu Produktsegment teilweise deutlich. Online-Modehändler konnten ihren Umsatz um 19 Prozent ausbauen und wuchsen damit am stärksten. Dagegen verloren Shops, die hauptsächlich mit Hobby- und Freizeitprodukten handeln, rund 30 Prozent an Umsatz.
Rewe arbeitet sich auf Rang 11 vor
Beim Onlinehandel mit Lebensmitteln und Getränken bewegte sich der nominale Umsatz kaum: 2,64 Milliarden Euro setzten Händler im vergangenen Jahr um, 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Angesichts des starken Preisauftriebs bei Lebensmitteln entspricht das einem deutlichen Rückgang beim Absatz. Dabei schlugen sich die einzelnen Marktteilnehmer sehr unterschiedlich: Rewe kletterte mit einem Umsatzplus von +16,9 Prozent auf der Liste der größten Online-Händler um fünf Plätze nach oben und liegt nun auf Rang 11. Lidl verlor dagegen -10,8 Prozent an Online-Umsatz, liegt aber weiterhin vor Rewe auf Rang 8.
Der Online-Handel mit Lebensmitteln macht nur einen sehr kleinen Teil des gesamten E-Commerce-Marktes aus. Lediglich 2 Prozent des Gesamtumsatzes im deutschen E-Commerce entfallen auf Online-Shops, die hauptsächlich mit Lebensmitteln handeln. Bei Online-Getränkehändlern sind es 1,4 Prozent.
Amazon, Otto und Zalando führen weiterhin die Rangliste der größten Online-Shops in Deutschland an. Das asiatische Shoppingportal Shein stieg mit einem Umsatzwachstum von 30,6 Prozent im Vergleich zu 2022 auf den 18. Rang. Die Elektrofachhändler Saturn (-20,3 Prozent) und Apple (-13,7 Prozent) hatten die stärksten Verluste.
Nach dem Boom während der Corona-Krise und dem darauffolgenden Umsatzrückgang im Jahr 2022 bewegt sich die Branche laut Hofacker „wieder auf der Entwicklungskurve, die ohne die Pandemie zu erwarten gewesen wäre“.