Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zeichnet in seiner traditionellen Jahreswechsel-Umfrage unter Branchenverbänden insgesamt ein düsteres Bild der deutschen Wirtschaft. Die Mehrheit der befragten Verbände bewertet die aktuelle Stimmungslage schlechter als im Vorjahr, so eine Auswertung durch die Lebensmittel Praxis.
Ernährungsindustrie rechnet mit etwas niedrigerem Produktionsergebnis
Laut der Umfrage beschreiben 31 von 49 Wirtschaftsverbänden die gegenwärtige Stimmung als ungünstiger im Vergleich zum Vorjahr. Das gilt auch für die Ernährungsindustrie. Möglich waren die Kategorien Besser als zum Jahreswechsel 2023/2024, Genauso wie zum Wechsel 2023/2024 und Schlechter als zum Wechsel 2023/2024.
Die Ernährungsindustrie rechnet für 2025 mit einem etwas niedrigeren Produktionsergebnis als 2024. Möglich waren die Kategorien Wesentlich höher als 2024, Etwas höher als 2024, Gleichbleibend, Etwas niedriger als 2024 und Wesentlich niedriger als 2024.
Bezogen auf die Investitionen geht die Ernährungsindustrie von weniger Investitionen als 2024 aus. Möglich waren die Kategorien Mehr Investitionen als 2024, Gleich viele Investitionen wie 2024 und Weniger Investitionen als 2024.
Im Hinblick auf die Anzahl der Beschäftigten geht die Erwartung in Richtung gleich vieler Beschäftigter. Möglich waren die Kategorien Mehr Beschäftigte als 2024, Gleich viele Beschäftigte wie 2024 und Weniger Beschäftigte als 2024.
Einzelhandel spricht von schlechterer Stimmungslage
Der Einzelhandel wurde vom IW ebenfalls befragt, allerdings nicht ausdrücklich der Lebensmitteleinzelhandel.
Der Einzelhandel spricht von einer schlechteren Stimmungslage, gleich bleibender Umsatzerwartung, gleich bleibend hohen Investitionen und gleich vielen Beschäftigten. Das IW bezeichnet die Entwicklung des privaten Konsums im Jahr 2024 in diesem Zusammenhang als enttäuschend.
Als Gründe für die Krise in der Wirtschaft nennt das Institut hohe Kosten für Energie, Arbeit und Material sowie überbordende Bürokratie. Diese Faktoren belasten dem IW zufolge die Unternehmen und beeinträchtigen ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Zudem hemmten die unsichere Weltlage die Exporte und die politischen Unwägbarkeiten im Inland die Investitionsbereitschaft.
Viele Unternehmen erwarten Stellenabbau
Für das kommende Jahr bleibt die Stimmung in der Wirtschaft alles in allem pessimistisch. Das IW berichtet, dass 20 der 49 befragten Branchenvertreter mit einer geringeren Produktion beziehungsweise niedrigeren Umsätzen rechnen, während nur 16 einen Anstieg erwarten. Zu den optimistischeren Branchen zählen die Energie- und Wasserwirtschaft, die Pharmaindustrie, Papierfabriken und die Logistik.
Besonders besorgniserregend ist der erwartete Stellenabbau. 25 Verbände gehen von einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen in ihren Branchen aus. Nur sieben Branchenverbände rechnen mit einem Beschäftigungszuwachs. Darunter sind die Pharmaindustrie, der Luft- und Raumfahrzeugbau sowie die Investmentbranche.
Der Stellenabbau wird voraussichtlich vor allem die Industrie treffen, insbesondere den Eisen- und Stahlbereich, den Maschinenbau und das Baugewerbe.
IW: Deutsche Wirtschaft kommt auch 2025 nicht von der Stelle
IW-Direktor Michael Hüther kommentiert die Ergebnisse: „Die deutsche Wirtschaft kommt auch 2025 nicht von Stelle.“ Er betont die Vielschichtigkeit der Probleme, mit denen die Unternehmen konfrontiert seien. Im Gegensatz zu früheren Krisen präge Unsicherheit die aktuelle Situation sowohl im In- als auch im Ausland.
Hüther fordert die kommende Bundesregierung auf, sie solle wieder eine nachhaltige wirtschaftliche Perspektive schaffen. Verbesserte investive Rahmenbedingungen müssten ernsthaft auf die Agenda gesetzt und auch umgesetzt werden. Nur so könne Deutschland wieder den Anschluss an seine Wettbewerber finden, betont der IW-Direktor.