Halbjahresbilanz 2024 Veltins steigert Bierausstoß deutlich

Die Brauerei Veltins hat ihren Bierausstoß im ersten Halbjahr 2024 um 4,1 Prozent gesteigert. Besonders stark wuchs die Marke Pülleken. Das Fassbiergeschäft ging hingegen leicht zurück.

Freitag, 12. Juli 2024, 08:30 Uhr
Matthias Mahr

Die Brauerei C. & A. Veltins aus Meschede-Grevenstein hat im ersten Halbjahr 2024 ihren Bierausstoß um 4,1 Prozent auf 1,74 Millionen Hektoliter gesteigert. Dies teilte das Unternehmen auf einer Pressekonferenz in Schmallenberg mit. Damit wuchs Veltins deutlich stärker als der Gesamtmarkt, der laut Unternehmensangaben stagnierte. Der Absatz markiere zudem einen Rekord bei den Halbjahresbilanzen der Brauerei.

Besonders stark entwickelten sich die Marken Veltins und Pülleken. Der Ausstoß der Marke Veltins stieg um 3,1 Prozent auf 1,3 Millionen Hektoliter. Das Hell-Bier Pülleken legte sogar um 37 Prozent auf 179.310 Hektoliter zu. Neben alkoholfreien Varianten und Lager sei Helles Bier ein Wachstumsmarkt. Von Januar bis April konnte das Segment um 6,1 Prozent zulegen (Nielsen, Vergleich Vorjahreszeitraum, LEH und GAM). Obwohl Bayern und Baden-Württemberg 62 Prozent des Hell-Bier-Marktes ausmachen, würden die übrigen Bundesländer aufholen. Gerade für NRW, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, verspricht sich der sauerländische Brauer viel. Pülleken ist hier mit einem Marktanteil von 25,8 Prozent führend.

Das Fassbiergeschäft von Veltins ging um 1,5 Prozent zurück. Als Gründe nannte das Unternehmen die Rückkehr zur regulären Mehrwertsteuer sowie strukturelle Probleme in der Gastronomie. Ebenfalls verloren haben die Marken V+ (-4,3 Prozent) und Grevensteiner (-21,4 Prozent).

„Die Menschen sind kostensensibel geworden und passen sehr genau darauf auf, was in diesen Wochen aus dem Portemonnaie fließt“, sagt Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb (Foto links). Viele Haushalte würden vor der Urlaubssaison auf die Bremse treten und sich in Kostendisziplin üben. Zwar legte der Gesamtmarkt laut Statistischem Bundesamt von Januar bis Mai um 2,2 Prozent oder 0,73 Millionen Hektolitern zu. Kuhl weiß aber, dass für Juni „ein zweistelliges Minus zu Buche schlägt“. Auch für das Gesamtjahr sieht der Veltins-Manager keine Erhohlung. „Die Ausgabebereitschaft der Konsumenten wird sich nicht ändern." Nach zwei Preiserhöhungen will der sauerländische Brauer in diesem Jahr auch nicht mehr an der Preisschraube drehen.

Zur Fußball-Europameisterschaft zieht Kuhl ebenfalls ein ernüchterndes Fazit: „Früher konnte die Branche bei solchen Events schonmal auf einen Zuwachs von bis zu 800.000 Hektolitern hoffen. Das ist ein veritabler Zuwachs", so Kuhl. In diesem Jahr sei der Effekt aber deutlich geringer. Neben dem relativ frühen Ausscheiden der Fußball-Nationalmannschaft habe das schlechte Wetter die Konsumlaune gedämpft. Touristen hätten nur lokal in der Gastronomie für einen positiven Effekt gesorgt. Branchenweit verkaufen die Brauer laut Kuhl 15 bis 17 Prozent ihrer Produkte in der Gastronomie. Bei Veltins sei dieser Anteil „etwas höher".

Veltins-Manager Huber zieht positive Bilanz

Zum 200-jährigen Jubiläum blickt Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber (Foto rechts) auf die Entwicklung der letzten 25 Jahre zurück. In diesem Zeitraum sei der Bierausstoß von Veltins um 38,7 Prozent auf rund 3,3 Millionen Hektoliter gestiegen, während der deutsche Biermarkt über 25 Prozent an Menge verloren habe. „Es ist gelungen, qualitativ und nachhaltig unsere Premium-Positionierung auszubauen“, sagt Huber. 

Mit Veltins Helles Lager führt die Brauerei seit Sommerbeginn ein neues Produkt ein. Das mild-süffige Lagerbier soll eine Antwort auf neue Geschmackswünsche der Verbraucher sein und orientiert sich an den auch in Deutschland immer beliebter werdenden internationalen Bieren. Das Produkt kommt in einer 0,275 Individualglasflasche in den Handel. Zur Kritik aus dem Handel, dass es immer mehr Individualflaschen gibt, die schwierig zu sortieren sind, erklärte Huber: „Als Brauer haben wir keinen Spaß an Poolflaschen. Eine Marke muss ein eigenes Bild haben und Aufmerksamkeit erzeugen. Wir jedenfalls wollen nicht von Individual-Flaschen weg." Geringere Rücklaufquoten seien einkalkuliert.

Generationenwechsel steht bevor

Wie bereits bekannt, steht im Hause Veltins ein Generationenwechsel an. Susanne Veltins, alleinige Gesellschafterin und Geschäftsführerin, wird ihr Amt zum Jahresende 2024 niederlegen, bleibt aber Eigentümerin. Michael Huber verlässt nach 29 Jahren als Generalbevollmächtigter ebenfalls das Familienunternehmen. Seine Aufgaben werden von Volker Kuhl übernommen. Über sein Ausscheiden sagt der 75-jährige Huber: „Es kommt der Zeitpunkt, da passt man nicht mehr in die neue Welt. Ich bin mittlerweile zu stur und konservativ, kann mit Begriffen wie KI oder Homeoffice wenig anfangen. Es braucht frische Impulse und Ideen von einer neuen Generation. Aus diesem Grund werde ich in Zukunft auch nicht Teil des Aufsichtsrates sein."

Fabian Veltins, Neffe von Susanne, lernt derzeit als Prokurist alle Geschäftsbereiche des Unternehmens kennen und wird auf seine neue Führungsrolle vorbereitet. Laut Unternehmenssprecher Ulrich Biene werde die Entscheidung über seine genaue Aufgabe „in den kommenden Jahren" fallen.

 

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