Wachtel musste nach eigenen Angaben aufgrund von corona-bedingten Lieferkettenproblemen, erhebliche Steigerungen der Materialkosten und Auftragsrückgänge bewältigen. Die Auftragslage sei nicht zuletzt durch die Krise vieler Bäckereibetriebe, die mit den explodierenden Energiepreisen zu kämpfen hätten, verschärft worden. Das Eigenverwaltungsverfahren richte sich auf die Fortführung und Sanierung des Unternehmens aus. Die Geschäftsführung bleibe dementsprechend im Amt, handle jedoch unter der Aufsicht des Sachwalters. Dabei werde das Verfahren von Dr. Christian Gerloff, einem Partner der Münchner Kanzlei Gerloff Liebler Rechtsanwälte, unterstützt. Als Chief Restructuring Officer (CRO) tritt er in die Geschäftsführung ein.
Gerloff, der in den vergangenen Jahren bei einer Vielzahl prominenter und erfolgreich abgeschlossener Restrukturierungen aktiv war, erklärt: „Es steht außer Frage, dass die aktuelle Krise von Wachtel Folge einer Sondersituation ist. Diese ist wesentlich durch externe Faktoren wie den Krieg gegen die Ukraine, die steigenden Energiepreise und den dadurch ausgelösten Nachfragerückgang verursacht. Die etablierte Marktstellung und internationale Ausrichtung des Unternehmens bieten nach aktuellem Stand jedoch gute Chancen für eine Betriebsfortführung.“
CEO Oliver Frey sagt: „Das Sanierungsverfahren ermöglicht es unserem Unternehmen mitsamt seinen Mitarbeitern, sich rasch dem deutlich schwierigeren Marktumfeld anzupassen. Ziel des Eigenverwaltungsverfahrens ist es, Wachtel wieder zukunftsfähig aufzustellen und durch einen strukturierten Investorenprozess einen Partner zu finden.“ Unterstützt wird Wachtel in dem Eigenverwaltungsverfahren auch von der Anwaltskanzlei Allen & Overy.
Das 1923 gegründete Familienunternehmen, das in dritter Generation von Oliver Frey geführt wird, beliefert eine breite Kundenpalette von inhabergeführten Einzelbäckereien bis zu großen Bäckereiketten. Die energieeffizienten Öfen und Kälteanlagen werden in mehr als 30 Ländern verkauft. Der internationale Anteil am Gesamtumsatz von 35 Millionen Euro beträgt knapp ein Drittel. Wachtel beschäftigt rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verfügt in Deutschland neben Hilden über einen weiteren Standort im sächsischen Pulsnitz. Die deutschen Beschäftigten erhalten in der vorläufigen Eigenverwaltung bis einschließlich Februar 2023 Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit.