Der chinesische Online-Marktplatz Temu verstößt nach Auffassung der Europäischen Kommission gegen mehrere EU-Verbraucherschutzregeln. Die Kommission und das Netzwerk für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz haben dem Unternehmen nun eine Frist von einem Monat gesetzt, um die Probleme zu beheben und Stellung zu nehmen. Das teilten die Behörden mit.
Lange Liste an EU-Vorwürfen gegenüber Temu
Die Prüfer bemängeln unter anderem falsche Rabattaktionen, gefälschte Bewertungen sowie fehlende und irreführende Informationen zu Verbraucherrechten. Zudem übe Temu Kaufdruck aus, indem der Eindruck vermittelt werde, Produkte seien nur begrenzt oder kurzzeitig verfügbar. Ferner verstecke die Plattform ihre Kontaktangaben, so dass Kunden Schwierigkeiten hätten, das Unternehmen zu erreichen.
„Temu muss nun die EU-Vorschriften ernst nehmen und seine Praktiken vollständig mit unserem Verbraucherrecht in Einklang bringen“, so der zuständige EU-Justizkommissar Didier Reynders. Ein Sprecher von Temu kündigte an, in enger Zusammenarbeit mit den Behörden sollten die Probleme gelöst werden. Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke betont: „Verbraucher müssen sich darauf verlassen können, dass für Produkte auf dem europäischen Markt unsere Verbraucherschutzstandards gelten.“
Temu wächst trotz Kritik deutlich
Temu hat sich innerhalb kurzer Zeit zu einem der wichtigsten Online-Händler in Deutschland entwickelt. Im ersten Halbjahr 2024 erreichte das Unternehmen gemessen an der Anzahl der Bestellungen bereits Platz sechs unter den größten Online-Händlern. Der Marktanteil asiatischer Plattformen im deutschen Online-Handel hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt und liegt nun bei fünf Prozent.
Ende Oktober hatte die EU-Kommission bereits ein förmliches Verfahren gegen Temu eingeleitet. Dabei geht es unter anderem um den Verdacht, dass die Plattform nicht ausreichend gegen den Verkauf illegaler Produkte vorgeht. Die Behörde will auch die die Belohnungsprogramme des Dienstes untersuchen, die möglicherweise süchtig machen.