Der Drogeriemarkt Rossmann hat eine umfangreiche Rabattaktion für den Monat Oktober gestartet. Nach Unternehmensangaben erhalten Kunden täglich 20 Prozent Nachlass auf alle Lebensmittel. Gegenüber der Lebensmittel Praxis bewertet der bekannte Handelsforscher Professor Dr. Martin Fassnacht (Foto) dieses Vorgehen als sinnvoll und erfolgversprechend. Fassnacht ist Direktor des Lehrstuhls für Strategie und Marketing an der WHU – Otto Beisheim School of Management sowie Wissenschaftlicher Direktor des Zentrums für Marktorientierte Unternehmensführung an der WHU.
Auf Preisdruck und Margenverlust einstellen
Die Rossmann-Aktion läuft unter dem Motto „So gut kann Sparen schmecken“. Um den Rabatt zu nutzen, müssen Kunden die App verwenden. Mit der Aktion will Rossmann nach eigenen Angaben die Vielfalt seines Lebensmittelsortiments stärker in den Fokus rücken. Das Unternehmen wolle sich nicht nur als Anbieter von Kosmetik und Haushaltswaren sehen, sondern möchte auch im Lebensmittelbereich stärker als attraktiver Händler wahrgenommen werden.
Professor Fassnacht stellt fest: „In einem hart umkämpften Drogeriemarkt bietet die Diversifizierung in den Lebensmittelbereich Chancen, neue Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden zu binden.“ Der Wissenschaftler sieht Chancen für Rossmann, in Konkurrenz zu etablierten Playern im Lebensmitteleinzelhandel zu treten. Durch attraktive Angebote und Rabatte könnte Rossmann ein neues Kundensegment erschließen, müsse sich jedoch auch auf Preisdruck und Margenverlust einstellen.
Antwort auf Wunsch nach One-Stop-Shopping
Fassnacht weist ferner darauf hin, dass viele Konsumenten zunehmend ein „One-Stop-Shopping“-Erlebnis erwarteten, bei dem sie eine Vielzahl von Produkten an einem Ort kaufen könnten. Der Handelsforscher meint: „Wenn Rossmann Lebensmittel anbietet, insbesondere rabattierte Produkte, könnten Kunden ermutigt werden, häufiger den Drogeriemarkt aufzusuchen, was auch den Verkauf von Non-Food-Artikeln ankurbelt. Gleichzeitig könnte dies die Wahrnehmung von Rossmann als vielseitigeren Einzelhändler stärken.“
Markenidentität darf nicht verwässert werden
Lebensmittelrabatte könnten das Image von Rossmann als günstigem Anbieter unterstreichen, was in einem preissensiblen Markt ein Vorteil sei. Allerdings sieht Fassnacht auch das Risiko, dass die „Kernkompetenzen im Drogeriesegment in den Hintergrund rücken oder verwässert“ würden. „Es wird darauf ankommen, wie gut Rossmann den Übergang schafft, ohne die Markenidentität als Drogerie zu verlieren.“
Nach Auffassung von Fassnacht könnte der Erfolg von dm für Rossmann als „Benchmark“ dienen. Denn: „dm hat es geschafft, nicht verderbliche Lebensmittel – wie Bio-Produkte, Snacks, Getränke und Superfoods – erfolgreich in sein Sortiment zu integrieren. Dies zeigt, dass es durchaus Potenzial für Drogeriemärkte gibt, sich in diesem Bereich zu profilieren.“
Stabilere Kostenstruktur und geringere Risiken
Durch die Fokussierung auf nicht verderbliche Lebensmittel, die länger haltbar seien und weniger logistischen Aufwand erforderten, könnte auch Rossmann von einer stabileren Kostenstruktur und geringeren Risiken profitieren. „Nicht verderbliche Lebensmittel“, meint Martin Fassnacht, „passen zudem gut zu Drogeriemärkten, da Kunden hier nicht primär für Frischeprodukte einkaufen, sondern nach langfristig verwendbaren Artikeln suchen.“