Die drastisch gestiegene Inflation sowie den steigenden Kosten bei Energie, Mobilität und Alltagsversorgung hätten Verbraucher preissensibler gemacht. Hinzu komme, dass die Verbraucher nach dem Wegfall der meisten Corona-Maßnahmen wieder häufiger in Kantinen, Restaurants oder auf Urlaubsreisen konsumieren, wo sie oft keine Bio-Option bei Lebensmitteln hätten, so die Analyse des BNN. Die Vorjahre 2021 (4,21 Milliarden Euro) und 2020 (4,37 Milliarden Euro) seien coronabedingte Ausnahmejahre.
„Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen blieben die Kunden dem Naturkostfachhandel 2022 weit überwiegend treu“, so Jäckel. Die Auswertung der Kassiervorgänge zeigt, dass die Anzahl der Bons in 2022 um durchschnittlich 8 Prozent und die Bonsummen um durchschnittlich 5 Prozent zurückgingen. Insbesondere die flächenmäßig kleinen Bioläden (bis zu 100 qm Fläche), konnten ihre Stammkunden weitestgehend halten. Diese kauften jedoch deutlich preisbewusster ein. Bio-Läden und Bio-Supermärkte ab einer Fläche von 100 qm haben einen höheren Anteil an Wechselkunden, was zu stärkeren Umsatzrückgängen geführt hat.
Die Preisunterschiede zwischen konventionell und ökologisch erzeugten Lebensmitteln haben sich zwar im Jahr 2022 nach einer Studie des BÖLW deutlich verringert. Solange sich die aktuellen Rahmenbedingungen nicht änderten, bleibe der Bio-Fachhandel jedoch stark gefordert, prognostiziert der BNN. Es sei davon auszugehen, dass eine anhaltend hohe Inflation auch 2023 die Umsatzentwicklung im Bio-Fachhandel bremsen werde. Ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen (Kostensteigerungen bei Logistik, Energie und Personal) setzten die überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen des Bio-Fachhandels zusätzlich unter Druck. Der BNN fordert politische Maßnahmen, damit nachhaltig wirtschaftende Unternehmen keinen Nachteil hätten.
„Was wir jetzt brauchen, sind Schritte in Richtung positiver Lenkungsanreize. Die Absenkung der Mehrwertsteuer auf null Prozent für Produkte mit dem Bio-Siegel ist eine erste Stellschraube, mit der die Bundesregierung zum einen mehr gesunden und nachhaltigen Konsum fördern und zum anderen Verbrauchern finanziell entlasten kann“, so Jäckel. Weitere Schritte, wie die Erhöhung des Bio-Anteils in Kantinen des Bundes sowie die längst überfällige Pestizidabgabe sollten ihrer Meinung nach folgen.