In einer aktuellen Umfrage des HDE unter 800 Unternehmen rechnen 44 Prozent der Befragten für das Gesamtjahr 2022 mit sinkenden Umsätzen. Selbst der erfolgsverwöhnte Lebensmittelhandel stellt sich auf „leicht“ oder sogar „deutlich“ unter dem Vorhjahr liegende Umästze ein. „Der russische Krieg in der Ukraine und Corona-Lockdowns in Asien stören die Lieferketten, die Inflation steigt und die Energiekosten erreichen ungeahnte Höhen. Die Lage ist alles andere als einfach, die Zukunftsaussichten in vielerlei Hinsicht schwierig zu beurteilen“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die Krisen würden sich überlappen; der Verbraucher sei in nie dagewesener Form verunsichert und so breche der Konsum ein. Die enormen Energiekosten könnten sogar zu einer Pleitewelle im Handel führen, so das ganz schwarze Szenario.
Aktuelle HDE-Umfragedaten zeigen, dass im ersten Halbjahr 2022 noch knapp die Hälfte der Handelsunternehmen im Vergleich zum Vorjahr Mehrumsätze verzeichnen konnte. Teilweise spielt hier sicher auch der Vergleich zu einem mit Corona noch schlechteren 2021 eine Rolle. Deutlich verhaltener sind die Erwartungen aber für die zweite Jahreshälfte: Hier rechnet nur noch ein Fünftel der Befragten mit Umsatzsteigerungen.
Und auch bei den Händlern die online und stationär aktiv sind, ist die Stimmung nicht mehr ganz so gut wie in den vergangenen Jahren. So rechnet knapp die Hälfte dieser Multichannel-Händler mit stagnierenden Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr. „Die steigende Inflation
schmälert die Kaufkraft der Kundinnen und Kunden massiv. Gleichzeitig geraten die Gewinne der Unternehmen durch stark steigende Kosten unter Druck“, so Genth weiter.
Angesichts der großen Unsicherheiten bei Energieversorgung und Inflation sieht der HDE auch die Politik gefordert, mit entsprechenden Maßnahmen zu reagieren. „Die Bundesregierung muss auf die aktuellen Herausforderungen noch entschlossener und zielgerichteter reagieren. Die Unternehmen dürfen durch die ungebremst ansteigenden Energiepreise nicht überlastet werden. Zudem muss die Kaufkraft der Verbraucherinnen und Verbraucher gestützt werden“, so Genth weiter.
Der HDE setzt sich deshalb unter anderem für die Abschaffung der kalten Progression und Entlastungen für Geringverdiener ein. Zudem fordert der Verband die Anpassung der bestehenden KfW-Kredit-Programme für von den hohen Energiepreisen überforderte Unternehmen. Derzeit können die meisten Handelsunternehmen aufgrund der falsch angesetzten Zugangshürden nicht daran teilhaben. „Bei den Energiepreisen muss dringend Entlastung her. Die Stromsteuer sollte auf ein Minimum reduziert werden und die EU muss Modelle für einen gemeinsamen, dann günstigeren, Gaseinkauf angehen. Denkbar ist auch ein Gaspreisdeckel wie in Spanien und Portugal“, erläutert Genth.