Politik Özdemir erwartet steigende Preise

Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Foto) befürchtet weiter steigende Lebensmittelpreise, sieht aber keine Chance für eine Mehrwertsteuersenkung. Edeka-Chef Markus Mosa macht dafür auch Markenhersteller verantwortlich und spricht sich für stärkere Einkaufsallianzen aus.

Freitag, 24. Juni 2022 - Handel
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Özdemir erwartet steigende Preise
Bildquelle: Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion/Stefan Kaminski

Dem Tagesspiegel (Freitag) sagte der Grünen-Politiker, der Höhepunkt bei den Preisen fürs Essen sei wohl noch nicht erreicht. Viele Hersteller müssten jetzt mehr Geld für Energie ausgeben und reichten das an die Kunden weiter. Eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse, wie es Sozialverbände fordern, fände er gut, „weil Konsumausgaben gerade bei Ärmeren eine große Rolle spielen und weil das auch ein Beitrag für eine gesunde Ernährung wäre“, sagte er. Aber er fürchte, dass es dafür derzeit keine Mehrheit in der Regierungskoalition mit SPD und der FDP gebe.

Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka klagt über Preistreibereien globaler Markenhersteller. „Es werden nicht selten völlig überzogene Preiserhöhungen gefordert - oft ohne nachvollziehbaren Grund“, sagte Edeka-Chef Markus Mosa am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Mit seiner Kritik steht Mosa nicht allein. Auch Rewe-Chef Lionel Souque hatte sich in den vergangenen Monaten ähnlich geäußert.

Nicht alle aktuellen Preissteigerungen im Einzelhandel seien auf gestiegene Rohstoffpreise und Transportkosten zurückzuführen, sagte Mosa. Globale Markenhersteller nutzten ihre Marktmacht in den Einkaufsverhandlungen mit nationalen Einzelhändlern weiterhin, um die eigenen Gewinnmargen zu erhöhen. Regelmäßig werde seitens der Hersteller dabei auch mit Lieferstopps gedroht. „Die unfairen Industriepraktiken führen dazu, dass Markenhersteller ihre Gewinnmargen nicht nur festigen können, sondern diese sogar kontinuierlich ausgebaut haben“, sagte Mosa. Die hohen Umsatzrenditen globaler Markenhersteller im zweistelligen Prozentbereich sprächen hier für sich.

Ein Gegengewicht zur Marktmacht der globalen Markenindustrie seien die internationalen Einkaufsgemeinschaften im Einzelhandel, sagte der Manager. Sie ermöglichten es dem Handel zunehmend auf Augenhöhe zu verhandeln. Gewinner seien die Verbraucher, die von geringeren Preisen profitierten. Mosa verwies auf eine aktuelle Studie der Wirtschaftshochschule Insead zum Einfluss der internationalen Einkaufsallianz Agecore, zu deren Mitgliedern auch Edeka gehörte. Danach wurde im Zeitraum von 2014 bis 2019 von den Kunden für Produkte, die über die Einkaufsallianz gekauft wurden, etwa 12 Prozent weniger gezahlt, als es ohne Agecore der Fall gewesen wäre. Bei einzelnen Produktkategorien wie Tiefkühlkost hätten die Einsparungen sogar bei bis zu 36 Prozent gelegen. Auch die Einkaufsallianzen der europäischen Lebensmittelhändler sind allerdings wegen ihrer geballten Einkaufsmacht nicht unumstritten.

Aktuell ist Edeka Mitglied der Einkaufsallianz Epic, die an die Stelle von Agecore getreten ist. Ihr gehören neben Edeka unter anderem die Schweizer Handelsgruppe Migros, der schwedische Händler ICA Gruppen und das niederländische Start-up Picnic an. Konkurrent Rewe gehört dagegen den Einkaufsallianzen Coopernic und Eurelec an.

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