Die deutschen Süßwarenhersteller haben ihre Produktion von Schokoladenosterhasen in diesem Jahr deutlich reduziert. Die Hersteller produzierten 228 Millionen Schoko-Osterhasen – 12 Millionen weniger als im Vorjahr, wie der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie mitteilte.
Die Verbraucher in Deutschland bekommen nach Daten des Statistischen Bundesamts für jeden Euro ein Drittel weniger Schokolade als vor fünf Jahren. Der beliebte Goldhase von Lindt kostet erstmals über 4 Euro. Die Alpenmilch-Sorte von Ritter Sport verteuerte sich von 1,49 auf 1,89 Euro. Der Konzern Mondelez verkleinerte seine Milka-Tafeln von 100 auf 90 Gramm, erhöhte aber gleichzeitig den Preis von 1,49 auf 1,99 Euro. Die gestiegenen Preise wirken sich bereits auf den Konsum aus: Die Verbraucher kauften zu Jahresbeginn 10 Prozent weniger Tafelschokolade und 20 Prozent weniger Pralinen, wie der Marktforscher NIQ ermittelte.
Grund für die Preissteigerungen sind die stark gestiegenen Kakaopreise. Die Tonne Kakao wurde 2024 für bis zu 12.000 Euro gehandelt – sechsmal so viel wie noch vor wenigen Jahren. Die Ernte in Ghana, einem der wichtigsten Anbauländer, brach 2024 um fast die Hälfte ein. Dies war nach Angaben der US-Investmentbank J.P. Morgan die schlechteste Ernte in zwei Jahrzehnten. Auch die Elfenbeinküste meldete deutliche Rückgänge. „Wir sehen den Schokoladenmarkt vor einer Teuerungswelle, wie sie in der jüngeren Geschichte kaum vorgekommen ist“, warnt die US-Investmentbank.
Klimawandel bedroht Kakaoanbau in Westafrika
Der Klimawandel macht den Kakaobauern in Westafrika zunehmend zu schaffen. Wetterextreme, Schädlinge und Misswirtschaft treiben die Preise. In Ghana mussten nach Brancheninformationen vorletztes Jahr rund 13 Millionen erkrankte Kakaobäume abgeholzt werden. Bis neue Bäume Früchte tragen, dauert es bis zu fünf Jahre. „In 20 oder 30 Jahren kommt möglicherweise gar kein Kakao mehr aus Westafrika“, warnt der britische Rohstoffexperte Tedd George. „Selbst bei moderaten Erwärmungsszenarien wird es zu trocken und zu aufwendig.“
Die Branche sieht dennoch keine Alternative zu den westafrikanischen Lieferanten. Rund 80 Prozent des Kakaos in Deutschland stammt aus der Elfenbeinküste und Ghana, wie der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie mitteilte. „Schon allein wegen der großen Importmengen und des Anpflanzungszeitraums wäre ein kurz- oder mittelfristiger gravierender Wechsel aus diesen beiden Ländern als Hauptlieferanten für Deutschland unrealistisch“, teilte der Verband mit. Die EU-Entwaldungsverordnung schränke zudem die Neupflanzung von Kakao in neuen Anbaugebieten stark ein.
Die Kakaobauern profitieren von den hohen Preisen nur begrenzt. Sie erhalten nach einer von der britischen NGO Oxfam zitierten Studie lediglich 9 Prozent der Supermarktpreise. Ghanas Bauern verdienen einem neuen Oxfam-Bericht zufolge im Schnitt weniger als die Hälfte dessen, was sie zum Überleben bräuchten. Die Kakaomasse wird Marktexperten zufolge für rund 20.000 Euro pro Tonne weiterverkauft. Der Supermarktpreis für eine Tonne Goldhasen von Lindt liegt bei etwa 43.000 Euro. Der Schweizer Schokoladenkonzern erzielte 2024 einen Reingewinn von 715 Millionen Euro.
Hersteller experimentieren bereits mit neuen Rezepturen. Sie testen etwa, Kakaobutter durch Baumwollsamenöl zu ersetzen. Ritter Sport und Lindt betonen jedoch, dass dies für sie nicht in Frage komme. „Dass sich mit diesen Ersatzprodukten Schokolade machen lässt, die die damit verbunden Genussmomente auslöst, sehen wir aktuell nicht“, teilte Ritter Sport mit. Lindt erklärte: „Trotz Kostendruck halten wir an der hohen Qualität unserer Premiumprodukte fest.“