In den USA führte der schwerste Vogelgrippeausbruch seit fast einem Jahrzehnt zu einer drastischen Reduzierung der Eierproduktion, auf die eine erheblichen Preissteigerungen bei Eiern folgte. Im Januar 2025 kosteten zwölf Eier im Durchschnitt 4,95 Dollar (4,50 Euro), in manchen Regionen sogar über zehn Dollar. Zum Vergleich: Im August 2023 lag der Preis noch bei etwas mehr als zwei Dollar (1,82 Euro) für ein Dutzend Eier. Insgesamt wurden mehr als 40 Millionen Tiere letztes Jar in den USA gekeult. Die Konsequenz: Die USA bitten Länder, darunter beispielsweise Deutschland, Dänemark und Schweden um Export-Unterstützung.
Doch auch hierzulande ist der Markt angespannt: So wurden in einem Betrieb im niedersächsischen Emsbüren erst Ende Februar rund 11.500 Freiland-Legehennen aufgrund eines Vogelgrippeausbruchs getötet. Anfang März mussten in einem kleineren Betrieb in Grimma, etwa 100 Tiere gekeult werden. Bis neue Hennen herangewachsen sind und die entstehende Lücke füllen können, dauert es. Gleichzeitig stieg der Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern in Deutschland 2024 auf 249 Eier und wuchs damit das zweite Jahr in Folge. Insgesamt werden nur etwa 73 Prozent des Bedarfs im Inland produziert. Ein Großteil der importierten Schaleneier stammt aus den Niederlanden, wo jedoch aus umweltpolitischen der Hühnerbestand abgebaut wird.
Während die Kunden in Deutschland in den vergangenen Wochen vereinzelt ein reduziertes Eierangebot vorfanden, hat sich die Warenversorgung wieder weitgehend stabilisiert. Branchenvertreter gehen derzeit nicht davon aus, dass die aktuelle Exportanfrage aus den USA die Versorgung der Verbraucher in Deutschland beeinträchtigen wird.
Engpässe bei manchen Sortierungen zu Ostern möglich
Auch vor dem Osterfest, wenn die Nachfrage – insbesondere nach weißen Eiern zum Färben – erwartungsgemäß steigt, rechnen Branchenvertreter mit keinen größeren Versorgungsengpässen. Allerdings könne es bei bestimmten Sortierungen oder Haltungsformen vorübergehend zu Engpässen kommen. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Eiern auch über Ostern hinaus und der gestiegenen Produktionskosten sind die Verbraucherpreise für Eier im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – allerdings nur leicht. Die freien Marktpreise auf dem Großhandelsmarkt haben dagegen aufgrund der hohen Nachfrage zum Beispiel der Färbereien ein Allzeithoch erreicht.
Wegen der ohnehin angespannten Marktsituation in Deutschland gilt der Export vieler Eier in die USA als unrealistisch. In skandinavischen Ländern mindern Exportbedingungen und der aufwendige Transport über den Atlantik die Bereitschaft, große Mengen in die USA zu liefern.
Die aktuelle Situation verdeutlicht, wie wichtig es ist, Lieferketten widerstandsfähig zu gestalten und sich auf mögliche Risiken vorzubereiten. Durch ein effektives Risiko-Monitoring lassen sich potenzielle Herausforderungen frühzeitig identifizieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Dieser Gastbeitrag stammt von Lena Meinders, Geschäftsführerin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der AFC Risk & Crisis Consult. Die AFC Risk & Crisis Consult unterstützt Unternehmen aus Lebensmittelindustrie und -handel sowie Verbände beim Umgang mit und der Bewältigung von kritischen Themen und Ereignissen.