Öko-Vorteile fraglich Slow Food Deutschland kritisiert Insekten als Nahrungsmittel

Slow Food Deutschland äußert Bedenken gegen Insekten als Nahrungsmittel in Europa. Die Organisation stellt die ökologischen Vorteile in Frage und betont die Risiken der Insektenzucht. Stattdessen plädiert sie für weniger Lebensmittelverschwendung.

Donnerstag, 20. Februar 2025, 12:25 Uhr
Thomas Klaus
In Asien üblich, in Europa kaum verbreitet: Slow Food hält einen Siegeszug von Insekten-Food in Deutschland für unrealistisch. Bildquelle: Getty Images

Die Organisation Slow Food Deutschland sieht das Thema Insekten-Food kritisch. Im Gespräch mit der LP wird betont, dass eine überwiegend pflanzenbasierte Ernährung mit Hülsenfrüchten ebenfalls ausreichend Proteine liefere. Für Vegetarier und Veganer seien Insekten ohnehin keine Alternative, heißt es.

Emissionsbilanz nur bedingt positiv

Slow Food stellt die ökologischen Vorteile der Insektenzucht in Frage. Zwar gelte die Zucht als ressourcenschonend. Aber die Organisation gibt zu bedenken, dass die Auswirkungen einer großflächigen Produktion noch unklar seien. „Die Emissionsbilanz der Insektenzucht ist ebenfalls nur bedingt positiv, da die Betriebe eine konstante Temperatur von 25 bis 30 Grad Celsius, viel Licht und eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen“, so Slow Food.

Slow Food sieht Potenzial in Insektenmehl als Futtermittel

In der Verwendung von Insektenmehl als Futtermittel für Nutztiere sieht Slow Food mehr Potenzial. In der Aquakultur zum Beispiel könnte Insektenmehl eine Alternative zu aus Wildfischen gewonnenem Fischmehl darstellen. Die Organisation weist jedoch auf Widersprüche hin, etwa wenn Züchter in der Insektenzucht sojahaltiges Hühnerfutter einsetzen.

Slow Food betrachtet auch mögliche Risiken der Insektenzucht kritisch. Gewarnt wird: „Einige Experten weisen auch auf die Gefahr hin, dass gezüchtete Insekten entweichen könnten – beispielsweise infolge eines Unfalls oder einer Naturkatastrophe – und sich unkontrolliert in der Region ausbreiten.“ Ein Negativbeispiel seien die bereits entkommenen Fische aus Aquakulturen. Dies könnte negative Folgen für die Landwirtschaft und lokale Ökosysteme haben.

Weniger Lebensmittelverschwendung sinnvoller

Statt auf Insektenzucht zu setzen, plädiert Slow Food für eine Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. „Diese Verschwendung radikal zu reduzieren wäre ein viel entscheidenderer Schritt, um die Ernährung der Zukunft zu sichern und gleichzeitig Umwelt und Klima zu schützen“, betont die Organisation gegenüber der LP. 

Slow Food ist eine internationale Bewegung, die sich für gute, saubere und faire Lebensmittel einsetzt. Die Organisation wurde 1989 in Italien gegründet und hat sich seitdem weltweit ausgebreitet. 

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