Der Absatz versteuerter Zigaretten ist in Deutschland erstmals seit 2019 wieder gestiegen. Im Jahr 2024 wurden 66,2 Milliarden Zigaretten versteuert – ein Plus von 3,5 Prozent oder 2,2 Milliarden Stück gegenüber dem Vorjahr. Das teilt das Statistische Bundesamt mit.
Kurzfristiger Anstieg bedeutet keine Trendwende
Der kurzfristige Anstieg bedeutet jedoch keine Trendwende. „An dieser Tendenz hat sich nichts geändert“, erklärte Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE). Der Zigarettenabsatz ist seit 2002, als noch 145,1 Milliarden Zigaretten versteuert wurden, um mehr als die Hälfte zurückgegangen.
Der Anstieg im Jahr 2024 basiert nach Angaben der Statistiker und des BVTE hauptsächlich auf einem Vorzieheffekt. Wegen der Tabaksteuererhöhung zum 1. Januar 2025 mussten die Hersteller bereits vorzeitig Steuerzeichen für die neuen Steuertarife bestellen. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag 2024 bei 784 Zigaretten – deutlich unter dem Wert von 1991 mit 1.831 Zigaretten pro Kopf.
Zigarrenverband sieht keinen Reformbedarf
Der Absatz von Zigarren und Zigarillos erhöhte sich nur minimal um 0,2 Prozent auf 2,3 Milliarden Stück. Der Wert der abgesetzten Zigarren stieg auf 802 Millionen Euro. „Grundsätzlich zeigt der traditionelle Markt klassischer Zigarren- und Zigarilloprodukte seit vielen Jahren einen stabilen bis leicht rückläufigen Trend“, erklärte Bodo Mehrlein, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie.
Der Verband fordert daher Ausnahmen von weiteren regulatorischen Maßnahmen für Zigarren und Zigarillos. Dies betrifft insbesondere die anstehende Überarbeitung der Tabaksteuerrichtlinie und der Tabakproduktrichtlinie in der Europäischen Union. Nach eigenen Angaben sieht der Verband weder Probleme beim Jugendschutz noch beim Schmuggel. Die Produkte würden überwiegend von älteren Männern gelegentlich und nur zum Genuss geraucht, teilte der Verband mit.
Absatz von Wasserpfeifentabak steigt im Vorjahresvergleich um drei Viertel
Besonders stark wuchs hingegen der Absatz von Wasserpfeifentabak – er legte um 75,1 Prozent auf 1.274 Tonnen zu. Der deutliche Anstieg hängt mit einer Gesetzesänderung zusammen: Nach der Aufhebung der Packungshöchstmenge von 25 Gramm zum 1. Juli 2024 vervierfachte sich die Absatzmenge im zweiten Halbjahr nahezu gegenüber der ersten Jahreshälfte. Die Menge des versteuerten Tabak-Feinschnitts stieg um 6,7 Prozent auf 25.152 Tonnen. Der klassische Pfeifentabak verzeichnete hingegen einen Rückgang um 21,1 Prozent auf 314 Tonnen.
Bei den Tabak-Substituten wie Liquids für E-Zigaretten stieg der versteuerte Absatz um 3,5 Prozent auf 1,3 Millionen Liter. Diese Produkte unterliegen erst seit Juli 2022 der Tabaksteuer, weshalb längerfristige Vergleiche noch nicht möglich sind.
BVTE meldet steigende Steuereinnahmen
Die Netto-Steuereinnahmen ohne erhitzten Tabak beliefen sich 2024 auf insgesamt 15,2 Milliarden Euro. Den größten Anteil machten Zigaretten mit 12,5 Milliarden Euro aus. Das Steueraufkommen stieg damit um 5,3 Prozent. „Damit bestätigt sich, dass mit moderaten Steuerschritten der Markt stabil bleibt“, so Mücke. Die nächste Steuererhöhung in Deutschland steht 2026 an.
Etwa jede fünfte in Deutschland gerauchte Zigarette wurde 2024 nicht in Deutschland versteuert. Der Anteil der Zigarettenschachteln ohne deutsche Steuerbanderole lag bei 19,8 Prozent, wie Untersuchungen des Marktforschungsinstituts Ipsos ergaben. Die meisten dieser Zigaretten - 44 Prozent - stammten aus Polen. Der Zigaretteneinkauf in Polen wird sich voraussichtlich verteuern, weil dort im März die Tabaksteuer für Zigaretten um 25 Prozent steigen soll.
Zuwächse beim Verkauf an ausländische Kunden
Auch in Tschechien kaufen deutsche Konsumenten immer weniger Zigaretten ein. Nur noch 14 Prozent der nicht in Deutschland versteuerten Zigarettenpackungen stammten 2024 aus Tschechien – 2020 waren es noch 29 Prozent.
Gleichzeitig verzeichnete Deutschland Zuwächse beim Verkauf an ausländische Kunden. Mindestens eine Milliarde in Deutschland versteuerte Zigaretten wurden 2024 an Kunden aus Nachbarländern verkauft, vor allem nach Frankreich und in die Niederlande. In beiden Ländern liegt die Tabaksteuer höher als in Deutschland.
Eine Packung Zigaretten kostet in Frankreich seit Januar durchschnittlich 12,50 Euro, in den Niederlanden etwa elf Euro. Für niederländische Konsumenten sind die Grenzeinkäufe zusätzlich attraktiv, weil in ihrem Land seit Juli 2024 keine Tabakwaren mehr in Supermärkten und Kiosken verkauft werden dürfen.