Immer weniger Unternehmer erwarten Wachstum. Waren es 2019 noch 61 Prozent und 2023 40 Prozent, sind es nun – zwei Jahre später – nur noch 31 Prozent. 36 Prozent gehen davon aus, dass ihr operatives Geschäft im Vergleich zum Vorjahr (stark) abnimmt. Das sind Ergebnisse der Jahresausblickumfrage des Verbandes der Familienunternehmer.
An der Umfrage nahmen 908 Mitglieder von Die Familienunternehmer und des Tochterverbandes Die Jungen Unternehmer teil. Befragungszeitraum war der 12. bis 17. Dezember 2024.
Anteil der Unternehmen ohne Ausbildungsneigung hoch wie nie
Erstmals war der Anteil der Unternehmer, die die Anzahl der Arbeitsplätze reduzieren (28 Prozent), höher als der Anteil der Unternehmer, die die Arbeitsplätze erhöhen wollen (19 Prozent). Nur noch jeder fünfte Unternehmer will also neue Arbeitsplätze schaffen. Dies ist der schlechteste Werte seit Beginn dieser Umfrageserie im Jahr 2011.
Auch der Anteil der Unternehmen, die nicht ausbilden, ist so hoch wie noch nie. Er liegt bei 24 Prozent statt dem bisherigen Höchstwert im vergangenen Jahr von 21 Prozent.
Bürokratie größte Sorge für Familienunternehmer
Bezogen auf die Investitionspläne zeigt sich aus Sicht der Verbandspräsidentin ebenfalls eine alarmierende Entwicklung: Waren es für das Jahr 2024 noch 32 Prozent der international tätigen Familienunternehmen, die ihre Investitionen in Deutschland zurückfahren und überhaupt keine Investitionen geplant haben, ist dieser Wert mit Blick auf das Jahr 2025 auf 40 Prozent angestiegen.
Mit weiter steigender Tendenz setzen die Unternehmer auch für 2025 die Bürokratie durch Berichtspflichten erneut auf Platz eins ihrer größten Sorgen (87 Prozent sehen das so gegenüber 83 Prozent im Vorjahr).
Auf Platz zwei der größten Sorgen für das neue Jahr liegen weiter steigende Sozialabgaben (82 Prozent der Unternehmer), was den Faktor Arbeit zusätzlich verteuert. Auf Platz drei der Sorgenliste folgt die Verkrustung des Arbeitsrechts mit 74 Prozent.
Ostermann: Krise erreicht Arbeitsmarkt in ganzer Breite
Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer kommentiert die Umfrageergebnisse: „Deutschland befindet sich in einer dramatischen Wachstums- und Investitionskrise. Diese Krise erreicht jetzt den Arbeitsmarkt in seiner ganzen Breite.“ Hauptaufgabe für jeden neuen Kanzler müsse es sein, die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen, ohne dabei noch mehr Schulden zu machen. Wirtschaftskompetenz sei jetzt gefragt, so die Präsidentin. Es brauche eine Wirtschaftspolitik, die auf den Markt und die Innovationskraft von Unternehmern setze.
Hoppe: Unternehmer und Gründer in Deutschland halten
Die zukünftige Regierung muss aus Sicht der Präsidentin „nach einem völligen Überdrehen der jahrelangen Nachfragepolitik 2025 auf Angebotspolitik umstellen“. Sonst sei der „wirtschaftliche Niedergang“ jahrelang zu spüren – auch auf dem Arbeitsmarkt.
Thomas Hoppe, Bundesvorsitzender der Jungen Unternehmer, ergänzt: „Der Faktor Arbeit wird in Deutschland immer teurer. Steigende Sozialversicherungsbeiträge führen dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland sinkt und die Arbeitnehmer weniger Netto von ihrem Bruttoeinkommen haben.“ Junge Menschen, die das durchschauten, würden nicht nach Deutschland einwandern oder sogar von hier weg ins Ausland gehen. Denn Deutschland habe im internationalen Vergleich mit die höchste Steuer- und Abgabenlast, so Hoppe.
Er schließt: „Ziel aller Anstrengungen muss sein, Unternehmer und Gründer in Deutschland zu halten, damit wir uns den Sozialstaat und unseren Lebensstandard weiter leisten können. Denn Wirtschaftskraft und Wohlstand sind die Grundlage für unseren umfassenden Sozialstaat.“