Die deutschen Hopfenbauern stehen vor großen Herausforderungen. In den kommenden Jahren müssen voraussichtlich 2.000 bis 3.000 Hektar der insgesamt gut 20.000 Hektar Anbaufläche in Deutschland aufgegeben werden, teilte der Deutsche Hopfenwirtschaftsverband auf der Branchenmesse Braubeviale in Nürnberg mit.
Überproduktion sorgt für massiven Preisverfall
Die Branche leidet unter einem jahrelangen Überangebot. Im Jahr 2024 wurde nach Angaben des Verbands im elften Jahr in Folge mehr Alphasäure produziert als benötigt. Diese Substanz verleiht dem Bier seinen bitteren Geschmack. Die Überproduktion hat zu einem massiven Preisverfall geführt. „Zum Teil fielen die Preise in den letzten zwei Jahren um 90 Prozent“, erläuterte Adolf Schapfl, der Präsident des Verbandes Deutscher Hopfenpflanzer. „Ein wirtschaftlicher Hopfenanbau ist so auf keinen Fall möglich. Ein Aufgeben vieler Hopfenpflanzer-Familien wird die Folge sein“, führte er aus.
Deutschland hat sich 2024 mit einer überdurchschnittlichen Ernte von 46.536 Tonnen Hopfen zwar zum weltweit größten Produzenten entwickelt. Der Löwenanteil entfiel dabei mit 40.300 Tonnen auf die Hallertau und 700 Tonnen auf das Anbaugebiet Spalt in Bayern. Die USA, bisher führend in der Produktion, verzeichneten einen Rückgang der Anbaufläche um 18,5 Prozent auf knapp 40.000 Tonnen. Dort ist die Craft-Bier-Welle abgeflaut, die Verbraucher bevorzugen wieder mildere Biere.
Hopfenwirtschaftsverband erwartet Betriebsaufgaben
Der Vorsitzende des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes, Pascal Pirouè, rechnet mit weitreichenden Folgen für die Branche. „Es ist zu erwarten, dass nach den Ernten 2025 und 2026 auch in Europa deutliche Flächenrückgänge und Betriebsaufgaben zu verzeichnen sein werden“, teilte er mit. Weltweit müssten nach seiner Einschätzung 5.000 bis 10.000 Hektar Anbaufläche aufgegeben werden.
Die Situation verschärft sich zusätzlich durch auslaufende Lieferverträge. Bisher konnten die Hopfenbauern den Preisverfall teilweise durch langfristige Verträge mit den Brauereien auffangen. Diese nehmen 99 Prozent der Ernte ab. Problematisch ist zudem, dass die Brauereien bereits mehr Hopfen bestellt haben, als sie verarbeiten können und Teile ihrer Kontingente nicht oder nicht rechtzeitig abnehmen, wie Schapfl erläuterte.
Die Herausforderungen werden durch den Klimawandel noch verstärkt. Die Hopfenbauern müssen laut Schapfl ihr Sortiment an die höheren Temperaturen und geringeren Niederschläge anpassen. In der Hallertau und in Spalt laufen bereits Pilotprojekte mit Bewässerungsverbänden. Diese entwickeln Systeme, bei denen überschüssiges Oberflächenwasser gespeichert und im Sommer zur Bewässerung verwendet wird.