Der Deutsche Bauernverband hat eine negative Bilanz der diesjährigen Ernte gezogen. „Die Landwirte sind enttäuscht. Die Erträge liegen unter denen der Vorjahre“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied im ZDF-Morgenmagazin. Er bezeichnet die Lage als doppelte Enttäuschung, da nicht nur die Erntemengen geringer seien, sondern auch die Preise deutlich unter dem Niveau der Vorjahre lägen.
Seit zehn Jahren verzeichnen die Landwirte sinkende Erträge bei Getreide und Raps. Rukwied führt dies sowohl auf den Klimawandel als auch auf politische Vorgaben zurück. „Wir dürfen in manchen Gebieten nicht mehr bedarfsgerecht düngen, können die Pflanzen vor Schädlingen und Infektionen nicht mehr so schützen“, sagte er. Obwohl die Ernte schlechter ausgefallen ist, rechnet Rukwied nicht mit einem Anstieg der Verbraucherpreise. Er betonte, dass die Lebensmittelpreise lange Zeit ein Stabilitätsfaktor bei der Inflation gewesen seien, und verwies auf den deutlichen Preisanstieg zwischen 2022 und 2023. „Unsere Preise sind mittlerweile wieder auf einem nicht zufriedenstellenden Niveau angelangt, und unser Anteil am Endpreis nimmt ständig ab“, kritisierte er.
In den vergangenen Wochen hatte Regen in vielen Regionen Deutschlands die Mähdrescher immer wieder zum Stillstand gebracht. Zu Beginn der Ernte Anfang Juli waren noch knapp durchschnittliche Getreidemengen erwartet worden, doch diese Prognose trübte sich rasch ein. Mit Blick auf die Landwirte-Proteste in Deutschland und Europa vor einigen Monaten stellte Rukwied fest, dass „ungerechtfertigte Steuererhöhungen“ verhindert werden konnten. „Wir haben in Europa die agrarpolitische Agenda gedreht.“ In Deutschland jedoch würden laut dem Bauernpräsident jedoch weiterhin praxisfremde Gesetzesvorhaben vorangetrieben, was die Frustration der Landwirte verstärke.