Versorgungsengpässe bei Getreide Raiffeisenverband warnt wegen schlechter Ernte

Deutschland steht nach Einschätzung des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) vor der schlechtesten Getreideernte seit 2018. Der DRV rechnet mit 39,1 Millionen Tonnen Getreide und somit rund acht Prozent weniger als im Vorjahr. Auch in anderen Ländern falle die Ernte enttäuschend aus.

Freitag, 16. August 2024, 10:42 Uhr
Thomas Klaus
Artikelbild Raiffeisenverband warnt wegen schlechter Ernte
Bildquelle: Unsplash/Melissa Askew

Für 2024 rechnet der Deutsche Raiffeisenverband mit einer Ernte von 39,1 Millionen Tonnen Getreide. Das sind rund acht Prozent weniger als bei der Vorjahresernte. Nur im Dürrejahr 2018 sei ein schlechteres Resultat erzielt worden, stellte der DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler fest. Er warnte: „Unser Verbrauch in Deutschland liegt bei rund 40 Millionen Tonnen Getreide. Daher können Versorgungsengpässe nicht ausgeschlossen werden, insbesondere weil die Qualitäten ebenfalls oftmals enttäuschen.“

Die Gründe für das schlechte Ergebnis liegen ihm zufolge in einer erneut gesunkenen Anbaufläche und in niedrigeren Hektarerträgen, zurückzuführen auf das unbeständige Wetter mit teilweise starken Niederschlägen sowie fehlender Wärme und Sonnenschein. Außerdem führten zunehmende Einschränkungen bei der Düngung und dem Pflanzenschutz zu weiteren Ertragsrückgängen, fügte Seedler hinzu.

Der Experte betonte: „Die Getreideanbaufläche in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Vor zehn Jahren wurden auf 6,5 Millionen Hektar Getreide erzeugt, aber aktuell beträgt die Anbaufläche nur noch gut 5,8 Millionen Hektar.“ Besonders drastisch sank die Anbaufläche von Weizen, der wichtigsten Getreideart in Deutschland. Sie nahm in den vergangenen zehn Jahren um knapp ein Viertel von 3,2 Millionen auf 2,5 Millionen Hektar ab.

Ursächlich für den Rückgang der Anbaufläche seien insbesondere Bau- und Klimaschutzmaßnahmen sowie der Ausbau erneuerbarer Energien. Der Flächenverbrauch muss nach Auffassung des DRV reduziert und die Produktivität auf den Flächen gesteigert werden. Seedler erwähnt hier den Einsatz modernster Züchtungsmethoden sowie digitaler Technik beim Anwenden von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. 

Guido Seedler hält es für falsch, sich auf den internationalen Handel zu verlassen: „Dies kann sich zu einem Trugschluss entwickeln. Denn auch in anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Spanien fällt die Ernte enttäuschend aus.“ Auch dort habe das unbeständige Wetter mit extremen Niederschlägen Spuren hinterlassen. Und in der Schwarzmeerregion werde aufgrund von Trockenheit ebenfalls von geringeren Ernten als im Vorjahr ausgegangen.

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