Zuckerersatz Erythrit unter Beobachtung

Der Zuckeraustauschstoff Erythrit (auch Erythritol oder E 968) wird als kalorienfreie Zuckeralternative in Lebensmitteln verwendet. Eine Studie mit deutscher Beteiligung zeigt auf, dass es eine Verbindung zwischen Erythritol und einem erhöhten Risko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sowie einer gesteigerten Blutgerinnung geben könnte.

Freitag, 10. März 2023 - Hersteller
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Erythrit unter Beobachtung
Bildquelle: Myriam Zilles/Unsplash

Für die Studie, deren Ergebnisse am 27. Februar im Fachjournal „Nature Medicine“ erschienen sind, haben die Forschenden Blutproben von insgesamt mehr als 4.000 Menschen aus den USA und Europa mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – etwa aufgrund von starkem Übergewicht oder Diabetes-Typ-2 – untersucht. Bei den Teilnehmern, die im Beobachtungszeitraum von drei Jahren eine schwerwiegende kardiovaskuläre Erkrankung wie einen Herzinfarkt erlitten, stießen sie im Blutplasma auf eine gesteigerte Konzentration bestimmter Zuckeralkohole, darunter insbesondere Erythrit. Weitere Analysen ergaben, dass es zu einer beschleunigten Blutgerinnung kam, fügte man Erythrit den Blutproben zu.

Das Unternehmen Xucker, Hersteller von alternativen Süßungsmitteln und Produkten auf Basis von Erythrit und Xylit, nimmt gegenüber der Lebensmittel Praxis Stellung zu den Ergebnissen: „Die Studie zeigt, dass sich der Erythrit-Gehalt im Blut nach dem Verzehr von Erythrit gesüßten Getränken mehrere Stunden lang erhöht ist. Aus der Studie kann jedoch kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Konsum von Erythrit und dem erhöhten Risiko für schwere Komplikationen des Herz-Kreislauf-Systems (MACE) wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen abgeleitet werden“, meint der Hersteller. Erythrit gelte als gut verträglich, habe keinen Einfluss auf den Serumglukose- oder Insulinspiegel und verursache keine Karies. „Die Sicherheit von Erythrit als Lebensmittelzusatzstoff bei bestimmungsgemäßer Verwendung in vielen Lebensmitteln wird durch zahlreiche Studien gestützt“, so der Hersteller von Zuckerersatz. Um eine realistische Risikoeinschätzung geben zu können, wie stark Erythrit die Gerinnungsprozesse im Körper beeinflusse und welche Folgen dies für den Organismus haben könne, seien weitere Studien notwendig, fordert das Unternehmen. Dafür sollten sowohl gesunde Personen als auch die Risikogruppe einbezogen werden, zu der Menschen mit starkem Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen.

Zum Hintergrund: Obwohl Erythrit in geringen Mengen vom Körper selbst produziert wird und in natürlichen Nahrungsmitteln, wie Früchten und fermentierten Lebensmitteln vorkommt, zählt es als Zusatzstoff und bedarf in Europa einer Zulassung. Bewertungen des Wissenschaftlichen Lebensmittelausschusses der Europäischen Union, sowie zuletzt im Jahre 2015 der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ergaben keine gesundheitlichen Bedenken gegen die Verwendung von Erythrit. Bei Produkten, die zu mehr als zehn Prozent aus Zuckeralkoholen bestehen, muss lediglich darauf hingewiesen werden, dass sie bei übermäßigem Verzehr abführend wirken können.

Dr. Stefan Kabisch, Studienarzt in der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin (Deutsches Zentrum für Diabetesforschung / DZD), Campus Benjamin Franklin (CBF), Charité – Universitätsmedizin Berlin ordnet die aktuelle Studie wie folgt ein: „Die Studie kombiniert Daten aus mehreren Beobachtungsstudien (Kohorten) mit verschiedenen Laboranalysen zum möglichen Mechanismus der gefundenen Assoziation. Hohe Erythritspiegel standen in statistischer Beziehung mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die typischerweise durch Störungen der Blutgerinnung begleitet sind. Dieses Ergebnis kann – wie viele andere ähnliche Resultate zu anderen Süßstoffen, rotem Fleisch oder selbst Zucker – zu weiten Teilen auf Scheinkorrelationen und Störgrößen beruhen.“ Typischerweise seien Personen mit hohem Konsum von Zuckerersatzstoffen adipöser, metabolisch kränker und hätten einen insgesamt ungesünderen Lebensstil. „All diese Faktoren könnten dann die eigentlichen Ursachen für das höhere kardiovaskuläre Risiko sein, während Erythrit ‚nur zufällig‘ miterhöht ist“, so Kabisch zum Science Media Center Germany. Jedoch konnte im In-Vitro- sowie In-Vivo-Modell (Maus und Mensch) in dieser Arbeit bei kleinen Fallzahlen und bei sehr hoher Erythrit-Dosis gezeigt werden, dass die Erythrit-Zufuhr tatsächlich bestimmte Gerinnungsprozesse stimuliert. Das untermauere eine tatsächlich kausale Rolle von Erythrit jenseits der reinen statistischen Assoziation. Denoch: „Für eine Warnung vor Zuckerersatzstoffen ist es zu früh. Der Wechsel zurück zum Zucker ist vermutlich nicht der gesündere Weg.“, sagt der Wissenschaftler.

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