Meeresfrüchte Genießer im Garnelen-Fieber

In Deutschland wächst der Marktanteil der Garnelen. Unter den Top Fünf der Fische, Krebs- und Weichtiere sind sie fest verankert. Mit Neuheiten fördern Hersteller diese positive Entwicklung.

Mittwoch, 17. April 2024, 15:35 Uhr
Thomas Klaus
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Eine außerordentlich hohe Dynamik“ – so bewertet das Fisch-Informationszentrum die Nachfrage nach Garnelen. Die Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung für das Jahr 2022 (Angaben für 2023 folgen erst im Herbst) geben der Informationseinrichtung der deutschen Fischwirtschaft recht. Demnach erhöhte sich der Marktanteil für Garnelen auf 8,9 Prozent. Diese Meeresbewohner haben einen festen Platz unter den fünf am häufigsten in Deutschland nachgefragten Fischen, Krebs- und Weichtieren erreicht. 2019 betrug der Marktanteil noch 7,4 Prozent. Er stieg 2020 auf 8,3 Prozent; 2021 rangierte er bei 8,7 Prozent. Das Fanggewicht der Inlandsanlandungen von Garnelen (Krebse sind da mitgerechnet) lag 2022 bei 9.002 Tonnen (2021: 8.112 Tonnen).

Mit weiterem Wachstum darf gerechnet werden, und das weltweit. So wird im aktuellen Trendbericht der Marktforschungsagentur The Insight Partners festgehalten: Garnelen gehören zu den „am stärksten expandierenden Meeresfrüchten auf dem Lebensmittel- und Getränkemarkt.“ Die Fachleute führen die steigende Resonanz vor allem auf das zunehmende Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher und auf Produktionstechniken zurück, die umwelfreundlicher geworden seien.

Auch auf Hersteller-Seite ist die Freude an dem Produkt anhand von Neuheiten und Innovationen greifbar. Zum Beispiel zeigte die Deutsche See bereits auf der Fachmesse „Fish International“ im Februar in Bremen ihre „Schnellen Garnelen“. Offiziell vorgestellt wurden sie noch nicht, werden aber demnächst im LEH in Öl und mit raffinierten Gewürzen erhältlich sein – unter anderem in der mexikanischen und mediterranen Variante.
Costa Meeresspezialitäten, Marktführer für Tiefkühl-Garnelen, ist da etwas weiter und führt seit März unter dem Dach „Schneller Genuss“ die Garnelenpfanne Weißwein-Sahne, Garnelen blanchiert und Garnelen Knusper am Markt ein. Nach Unternehmensangaben sollen auf diese Weise die Ernährungstrends Fast Good (schnell zubereitete Mahlzeiten mit hoher Qualität) und Snackification (Genuss von Minimahlzeiten im Rahmen flexibler, spontaner Ernährung) aufgegriffen werden. Die bereits etablierte Garnelenpfanne Knoblauch ist ebenfalls Bestandteil des neuen Garnelen-Konzepts von Costa, einer Tochter des Caterers Apetito.

„Hellgrüne Farbe und aromatische Note“
Ebenfalls im März ging der neue Salat „Gambas mit Gartenkräutern“ des Feinkost-Produzenten Wilhelm Goedeken an den Start: Große, marmorierte Garnelen werden mit bissfest gegarten Stückchen von Auberginen und Zucchini verbunden. „Eine ausgewogene Kräutermischung verschafft dem Dressing eine hellgrüne Farbe und eine aromatische Note“, heißt es aus der Manufaktur in Hamburg. Der Feinkostsalat ohne Geschmacksverstärker und Farbstoffe wird für die Bedientheke in einer Ein-Kilogramm-PP-Schale angeboten.

Bei so viel Verbeugung vor der Garnele auf Hersteller-Seite fühlt sich Vorstand Rupert Baur von Hanse Garnelen in seiner Geschäftsstrategie bestätigt. Er will sein 2020 gegründetes Unternehmen zum „führenden Anbieter frischer Garnelen“ machen – offensiv abgegrenzt von TK-Garnelen. Allerdings stieg deren Umsatz laut den Marktbeobachtern von Circana zwischen Juni 2022 und Juni 2023 um 9,6 Prozent. Mit einem Plus von 17 Prozent lag der Markt für Tiefkühl-Garnelen 2023 auf einem deutlich höheren Niveau als 2019.

Beim Ringen mit der TK-Ware spielt für HanseGarnelen der Lebensmitteleinzelhandel eine wichtige Rolle; Edeka Südwest ist einer der ersten namhaften Kunden. Die Branche wird mit einem eigenen Verkaufsteam und speziellen Produktschulungen unterstützt. Im Oktober des vergangenen Jahres eröffnete Baur in Glückstadt in Schleswig-Holstein eine Anlage, in der pro Tag bis zu 350 Kilo und jährlich 85.000 Kilo geerntet werden können.

„Garnelen-Genuss und moderner Lebensstil“
Dabei werde ein klimaneutrales Nachhaltigkeitskonzept verfolgt, das zum Beispiel auf Tierwohl durch Aufzucht in einer natürlichen Besatzdichte und auf unabhängiger Energieversorgung basiere. „Hanse Garnelen“, meint Rupert Baur im LP-Gespräch, „will zeigen, dass ein anonymes Commodity-Produkt alternativ auch als frisches und hochwertiges Lebensmittel erfolgreich an der Frische- und an der SB-Theke verkauft werden kann.“ Es gehe darum, dass Garnelen-Genuss und ein „moderner Lebensstil“ miteinander in Einklang gebracht werden können.