Etwa 37 Prozent mehr Bewerbungen als 2023 verzeichnete der Branchenwettbewerb „Eigenmarken-Liebling 2024“. Nach der Vorauswahl durch die LP und IPLC konnten schließlich 138 Muster bei der Jurysitzung in Augenschein genommen werden.
Eine erste Erkenntnis der Nominierungsphase: In diesem Jahr waren die eingereichten Produkte in Sortiment und Ausführung vielfältiger. „Während wir im ersten Jahr noch einen leichten Überhang aus dem Bereich Molkereiprodukte hatten, kamen die Bewerbungen für den Eigenmarken-Liebling 2024 aus mehr Kategorien“, sagt René Dolata von IPLC (International Private Label Consult), der sich um die Organisation des Wettbewerbs gekümmert hat.
Dabei zeigte sich die große Bandbreite, die Eigenmarken inzwischen abbilden. „Die Trends zu Bio, Nachhaltigkeit und Fleisch- beziehungsweise Fischersatzprodukten sind natürlich ungebrochen, und so konnten wir uns gerade aus diesen Bereichen wieder über viele Teilnehmer freuen“, fügt er hinzu. Prinzipiell sei es spannend, dass bei den Eigenmarken-Produkten viele Innovationen angeboten werden, die neben den etablierten Produkten die Sortimente nach oben hin abrunden.
Potenzial zum Zugpferd
In den zum Teil noch jungen Kategorien Bio sowie Vegetarisch und Vegan haben die Handelsmarken bereits eine führende Rolle übernommen. Sonja Jacobs, ebenfalls von IPLC und Jurymitglied, sieht die Gründe in der Flexibilität: „Der Handel hat hier den besonderen Vorteil, dass er ganze Warengruppen mit Produkten unterschiedlicher Hersteller unter einer gemeinsamen Eigenmarke zusammenführen und vermarkten kann.“ So sei auch zukünftig zu erwarten, dass Eigenmarken neue Trends schnell besetzen und für sich beanspruchen werden, da neben der inzwischen hohen Akzeptanz von Private Label auch die Geschwindigkeit bis zur Markteinführung höher sei als bei vergleichbaren Innovationen von Herstellermarken, ist sich Sonja Jacobs sicher.
Nachhaltigkeit ist ein weiteres Thema, das von den Eigenmarken des Handels und insbesondere von dessen Nachhaltigkeitszielen maßgeblich getrieben wird. „Hier sind die Eigenmarken-Produkte schon sehr weit vorne und stetig dabei, die Nachhaltigkeitsaspekte weiter zu verbessern“, erklärt René Dolata.
Mehr Mut beim Design
Er sieht aber auch noch Luft nach oben: „Bei der Optik und dem Design der Verpackungen und Produkte gibt es sicherlich in verschiedenen Warengruppen noch Optimierungsbedarf, um den Kunden am Point of Sale eine klare Orientierung innerhalb der Architektur von Handelsmarken und Herstellermarken zu geben.“ Dolata vermutet auch, dass hybride Hersteller, also solche, die sowohl Private Label als auch eigene Marken produzieren, hier teilweise noch etwas verhalten agieren, um ihre traditionelle Herstellermarke nicht zu torpedieren. Aber auch an dieser Stelle ist ein Umdenken hin zu einem neuen Selbstbewusstsein festzustellen, sagt der Private-Label-Fachmann.
Die Sieger in den Kategorien
Bei den Desserts setzten sich die veganen Fruitballs von Vemondo durch. Die Sorten „Feige, Walnuss, Chia“, „Dattel, Espresso, Banane“ und „Dattel, Kakao, Kokos“ hatte Lidl ins Rennen geschickt.
Kaufland entschied die Kategorie Fisch und Fischersatz komplett für sich: Gold für den Stremellachs der Eigenmarke K-Bio, Silber für den Räucherlachs von K-Bio und Bronze für den veganen „Räucherlax“ aus der Serie K-Take it Veggie.
Sieger bei Fleisch und Wurst sowie deren Ersatzprodukten wurde wiederum die Vemondo-Linie von Lidl: Vegane Tyrolini (Klassik und Chili) holten hier die Goldmedaille.
Kein LP-Wettbewerb ohne den umtriebigen Kaufmann Rocco Capurso vom Remstal-Markt Mack. Sein „Gsälz“ aus frischen Früchten landete
in der Kategorie Frühstücksprodukte und Brotaufstriche ganz vorne.
Aldi Süd setzte auf „Nur Nur Natur“, das Bio-Eigenmarken-Sortiment. Die Bio-Honig-Reiswaffeln überzeugten die Jury in der Kategorie Gebäck und Riegel. Die Waffeln bestehen ausschließlich aus Vollkornreis, sind ohne Salzzusatz und von Natur aus glutenfrei.
Mit dieser Eigenmarke gewann Aldi Süd auch bei den Getränken. Der Bio-Eistee „Alpenkräuter“ von „Nur Nur Natur“ schmeckte den Juroren nicht nur sehr gut. Es überzeugten auch Verpackungsdesign und ein durchdachtes Etikett.
Kartoffeln, Reis oder Nudeln? In der Kategorie der klassischen Sättigungsbeilagen hatten die Bio-Dinkel-Spirali von Tegut die Nase vorn. Sie stammen aus einer kleinen, familiengeführten Manufaktur und werden mit viel Liebe zum Handwerk hergestellt, sagt Tegut.
Mit „Tasty Food in a Bootle“ landete Lidl bei den Milch- und Milchersatzprodukten auf dem ersten Platz. Mit Sorten wie „Berry Island“, „Banana Paradise“ oder „Choco Heaven“ will der Discounter Fitnessliebhaber und Ernährungsbewusste mit vollwertigen Trinkmahlzeiten ansprechen.
Kaufland schickte das Körperöl mit Bio-Arganöl und Bio-Jojobaöl für die Kategorie Near Food ins Rennen und gewann. Die zertifizierte Naturkosmetik aus der Serie Bevola Naturals platzierte sich vor zwei weiteren Bevola-Produkten.
Rewe füllte das Siegertreppchen bei Nonfood: wiederverwendbare Trinkhalme auf dem ersten Platz, gefolgt von Gabeln aus Holz auf dem Silberrang (zusätzlich Sieger Nachhaltigkeit) und einem Wasserhahnaufsatz zum Entkalken auf dem dritten Platz (zusätzlich Sieger Innovation). Mehr geht eigentlich nicht.
In der Kategorie Obst- und Gemüsesäfte konnte sich wiederum die Kaufland-Eigenmarke K-Bio durchsetzen, und zwar der naturtrübe Apfelsaft. Mit einem Anteil von 30 Prozent Streuobstäpfeln soll der Erhalt entsprechender Streuobstwiesen gefördert werden.
Die Kichererbsenwaffeln von Edeka Bio überzeugten die Juroren als bester salziger Snack im diesjährigen Wettbewerb. Sie haben einen natürlich hohen Proteingehalt. Die Kichererbsen stammen aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft.
Und noch einmal gewann Aldi Süd mit „Nur Nur Natur“ beim diesjährigen „Eigenmarken-Liebling“: Gold für das Bio-Kimchi in der Sammelkategorie Saucen, Nährmittel, Gewürze und Zubereitungen.
Die italienischen Tartufo Pistacchio der Kaufland-Eigenmarke K-Favourites belegten den ersten Platz bei den Süßwaren. Sie stammen aus einer kleinen Manufaktur im Piemont.
Der Choco Changer von Aldi war nicht nur die beste Tafelschokolade im diesjährigen Wettbewerb, sondern auch der Gesamtsieger über alle Kategorien (siehe Kasten links).
Zoo Royal Petcare, der hauseigene Hersteller der Rewe-Tiernahrungsprodukte, siegte in der Kategorie Tierbedarf mit Insekten-Sticks für den kleinen Hundehunger zwischendurch.
Wer Wurstersatz mag, sollte zum diesjährigen Eigenmarken-Liebling der Aldi-Süd-Serie My Vay greifen. Der vegane „Leverkäse Aufschnitt“ konnte geschmacklich, aber auch optisch überzeugen.
Gesamtsieger: Choco Changer von Aldi
Die Choco Changer der Eigenmarke Choceur von Aldi Nord und Aldi Süd überzeugten die Juroren in den drei Sorten „70 %“, „Pistazie-Himbeere-Crisp“ und „Salted Caramel“. Mit dem Fairtrade-zertifizierten Choco Changer unterstützt Aldi nach eigenen Angaben nachhaltige Anbaumethoden und faire Arbeitsbedingungen für Kakaobauern. Der Regalpreis liegt bei 2,29 Euro.
Sieger Nachhaltigkeit: Holzgabeln von Rewe
Diese Gabeln der Rewe-Eigenmarke Vivess sind aus FSC-zertifiziertem Birkenholz und mit einer leichten Wachsbeschichtung für ein angenehmes Mundgefühl hergestellt. Ebenso konsequent ist auch die Verpackung aus Papier. Die enthält 20 Gabeln und wird von Rewe für 1,69 Euro angeboten. Ein Produkt, das in Sachen Nachhaltigkeit keine Kompromisse eingeht, fand die Jury.
Sieger Innovation: Wasserhahnaufsatz von Rewe
Der Wasserhahnaufsatz der Rewe-Eigenmarke Vivess zum einfachen Entkalken ist wiederverwendbar und ohne Werkzeug zu installieren. Rewe bietet ihn für 2,49 Euro an. Die Jury urteilte: Ein einfaches, aber vor allem sehr praxistaugliches Produkt im Nonfood-Sortiment. Zudem eignet es sich für eine Zweitplatzierung bei Entkalkern im Bereich der Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel.
Der „Eigenmarken-Liebling 2025“
Für die nächsten Jahre wünschen sich die Organisatoren noch mehr Bewerbungen. Auch etablierte „Standard“-Produkte hätten die Möglichkeit, ein echter Eigenmarken-Liebling zu werden. „Generell wissen wir, dass gerade auch die selbstständigen Einzelhändler lokale und regionale Handelsmarken-Produkte entwickeln, und wir sind sicher, dass sich die Leidenschaft, die in diesen Produkten steckt, auch in der Bewertung positiv niederschlagen würde“, sagt Sonja Jacobs.
Insgesamt wünsche sie sich noch mehr Einsendungen aus dem Near-Food- und Nonfood-Bereich und aus Kanälen, in denen Private Label noch ein vergleichsweise neues Thema ist, etwa im Do-it-yourself-Bereich, bei Babybedarf, Tiernahrung oder Reformhaus-Produkten. „Wir würden uns freuen, wenn wir in den kommenden Wettbewerben noch mehr Kategorien abbilden können, um mit dem Siegel ‚Eigenmarken-Liebling‘ den Verbrauchern eine echte Orientierung am Point of Sale geben zu können“, blickt René Dolata bereits auf den „Eigenmarken-Liebling 2025“.