Milchindustrieverband Erfolgsmotor war wieder der Käse

Die Corona-Pandemie hat den Milchmarkt auch 2021 deutlich geprägt. Während für Produkte im Jahr 2020 noch teils nur niedrige Preisniveaus zu erzielen waren, erklimmen diese bis Anfang 2022 lange nicht mehr erreichte Bestmarken beispielsweise für Magermilchpulver-, Vollmilchpulver und Butter. Aber auch die Kosten steigen in bisher ungekannte Höhen.

Dienstag, 25. Januar 2022 - Hersteller
Lebensmittel Praxis
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Bildquelle: Photostudio Weimann

„Die Volatilität trifft die Molkereien direkt, doch auch in anderen Märkten im vor- und nachgelagerten Bereich herrschen ähnliche dynamische Bedingungen“, sagt Peter Stahl (Foto), Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes (MIV) anlässlich der Pressekonferenz zum Milchpolitischen Frühschoppen in Berlin. Somit steigen Erlöse wie Kosten nicht nur bei den Molkereien, auch die Milcherzeuger sind durch hohe Futtermittel- oder Energiepreise stark betroffen. Für das Jahr 2021 rechnet die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Bonn mit einem durchschnittlichen Milchpreis von rund 36 Cent/kg Rohmilch bei 4,0 Prozent Fett ab Hof und damit rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr. „2022 erwarten wir steigende Milchpreise, die natürlich auch an die Verbraucher weitergereicht werden müssen. Angesichts der gestiegenen Erzeugungs- und Verarbeitungskosten ist ein ‚weiter so‘ der niedrigen Preise nicht zu kompensieren. Der Wert der Produkte und die Wertschätzung muss sich im Preis widerspiegeln“, sagt Stahl. Im Januar werden viele deutsche Molkereien 40 Cent/kg zahlen, andere Betriebe werden nachziehen. Die Auszahlungsleistung der einzelnen Molkereien hängt allerdings vom jeweiligen Produktportfolio und Kundenkreis ab. Je mehr Ware derzeit als Bulkware, also als Massengut in großen Einheiten, angeboten wird, desto höher tendieren die ausgezahlten Milchpreise. „Eine Entwicklung, die nicht gesund sein kann, wenn Rohstoffe mehr Wertschöpfung erzeugen als ein hochwertiges verarbeitetes Produkt“, warnt der Vorsitzende.

Erfolgsmotor im Jahr 2021 war wieder der Käsemarkt. Deutschland bleibt größter Käseproduzent in Europa, fast die Hälfte der deutschen Milch fließt in diesen Bereich. Mit der höheren Käseproduktion fiel auch erneut mehr Molke an, die zu hochwertigen Produkten wie Laktose und Molkenproteinen veredelt wurde. Schwächen zeigt der Markt für Frischeprodukte. Zu Beginn der Pandemie war die Nachfrage der privaten Haushalte nach haltbarer Trinkmilch sehr hoch, was sich im Laufe des Jahres 2021 abkühlte. Ein Aspekt dabei ist sicherlich der Absatzerfolg der veganen Getränke. Allerdings flachen die Steigerungsraten im Absatz der Drinks deutlich ab und die Preise sind gefallen.

In fast allen Bereichen der Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung sind die Kosten gestiegen. Insbesondere der Energiemarkt bereitet hier Sorgen und trifft auch die Zulieferindustrie wie die Hersteller von Verpackungen. Nicht immer ist die Verfügbarkeit der Bedarfsmittel und Ersatzteile für die Molkereien gewährleistet und es muss mit teils langen Lieferfristen gerechnet werden. „Aus zunächst teuer wurde knapp“, schätzt Peter Stahl die Situation ein. Dazu kommen weitere und mit Kosten verbundene Auflagen im Verpackungsrecht. Die Rezyklatquoten bei einzusetzenden Materialien steigen und die Pfandpflicht bei Kunststoffflaschen für das Jahr 2024 wird gerade vorbereitet. Die Gewerkschaften winken bereits mit hohen Tarifforderungen, die Inflation ist wieder da und stellt die Unternehmen vor enorme Herausforderungen.

Die politischen Signale der neuen Bundesregierung deuten zu Beginn der Legislaturperiode auf viel Gestaltungswillen hin. Die Bundesminister Özdemir und Lemke haben bereits viele Reformen und zuletzt eine enge auch inhaltliche Zusammenarbeit der Ministerien Landwirtschaft und Umwelt angekündigt. Der Verband ist gespannt, wie die politischen Forderungen umgesetzt werden sollen und welche Auswirkungen hier für die Wertschöpfungskette Milch abzuleiten sind.

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