Wilke Fleisch- und Wurstwaren Schwachstellen bei Überwachung

Die Aufarbeitung des Skandals um den Wursthersteller Wilke hat laut Hessens Verbraucherschutzministerin Priska Hinz (Grüne) Schwachstellen im System der Lebensmittelsicherheit aufgezeigt. „Hier wurde nicht so stringent und notwendig gehandelt, wie es eigentlich hätte sein können“, sagte sie.

Donnerstag, 31. Oktober 2019 - Hersteller
Lebensmittel Praxis
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Hinz räumte Versäumnisse auf mehreren Ebenen ein, kündigte jedoch Verbesserungen an, etwa mehr unangemeldete Kontrollen in Risiko-Betrieben.

Anfang Oktober hatten Behörden den Fleischhersteller im nordhessischen Twistetal-Berndorf geschlossen, nachdem wiederholt Listerien-Keime nachgewiesen und drei Todes- und 37 Krankheitsfälle mit Wilke-Produkten in Verbindung gebracht worden waren. Die Staatsanwaltschaft Kassel ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen den Geschäftsführer.

Hinz sieht einen Großteil der Verantwortung bei der Behörde vor Ort, dem Landkreis Waldeck-Frankenberg. „Ein örtliches Veterinäramt muss deutlich machen, dass es zulassungsrelevante Mängel gibt“, wird Hinz von der dpa zitiert. Doch das sei im Fall Wilke nicht erfolgt. Zudem sei die Staatsanwaltschaft später informiert worden, als das Land vorgeschlagen habe.

Hinz räumte aber auch Fehler im Ministerium ein. So hatte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit das Land am 12. August über den Verdacht informiert, Krankheits- und Todesfälle könnten im Zusammenhang mit Wilke stehen. Das Ministerium leitete die Info erst acht Tage später an den Kreis weiter. „Diese Mail war nicht mal als dringlich oder eilt gekennzeichnet – es war eine schlichte Nachricht. Eine schlichte E-Mail, dass es eine Erkenntnis gibt über Sigma 1 und dass wir zum Aufklärungsgeschehen bitte beitragen sollen“, sagte Hinz. „Sigma 1“ ist der Listerienstamm, der bei Erkrankten und in Wilke-Waren gefunden wurde.

Ein Organisationspostfach im Ministerium für solche Nachrichten soll künftig sicherstellen, dass die Infos an die richtige Stelle gehen.

Zudem soll das Personal der entsprechenden Fachabteilung um drei Mitarbeiter auf 33 aufgestockt werden, das Kontrollnetz engmaschiger und das Land als Fachaufsicht stärker eingebunden werden. Man wolle Risiko-Betriebe gemeinsam mit den zuständigen Behörden vor Ort mindestens einmal pro Jahr unangemeldet kontrollieren.

Zudem müssen die Landkreise künftig präziser dem Land berichten. Die Lebensmittelbetriebe selber müssten ihre Eigenkontrollsysteme verbessern und mehr dokumentieren. Um diese und weitere Punkte umzusetzen, werde das Ministerium mit den beteiligten Behörden nun ein Konzept entwickeln.

Laut Hinz ist in Hessen keine potenziell keimbelastete Wurst mehr im Umlauf. „3.282 Betriebe in Hessen sind stichprobenmäßig überprüft worden und überall waren die Wilke-Produkte rausgenommen“, sagte sie.

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