LP-Fleischkongress Fleisch aus Deutschland bleibt gefragt

Fleisch mit Deutschland-Stempel bleibt gefragt. Und: Wir müssen uns darum kümmern, dass die Rohstoffverfügbarkeit gesichert ist. Das sind Ergebnisse der Podiumsdiskussion zur Zukunft von Fleisch aus Deutschland beim LP-Fleischkongress auf dem Bonner Petersberg.

Donnerstag, 20. Februar 2025, 10:20 Uhr
Marcus Arden
Volles Haus während der Podiumsdiskussion auf dem Petersberg in Bonn. Bildquelle: Peter Eilers

Alle wollen deutsches Fleisch! Stimmt‘s, oder ist das nur eine leere Worthülse? Im Rahmen des von der Lebensmittel Praxis veranstalteten 33. Fleischkongresses auf dem Bonner Petersberg wurde klar, dass Fleisch mit Deutschland-Stempel im Lebensmitteleinzelhandel eine wichtige Rolle spielt und auch in Zukunft spielen wird. „Bei Lidl wird es keine Rolle rückwärts geben. Unsere Kunden zeigen uns durch ihr Einkaufsverhalten, dass sie mehr Tierwohl wollen, ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist und sie auf deutsche Herkunft setzen.“ Das machte Dr. Leif Balz, Hauptstadtrepräsentant Landwirtschaft und Ernährung von Lidl in Deutschland, im Rahmen einer Podiumsdiskussion deutlich. 

Verbraucherzentrale:  Made in Germany hoch im Kurs

Markus vom Stein, Bereichsleiter Ware Vollsortiment Ultrafrische bei der Rewe-Group, stimmte seinem Kollegen aus dem Discountsektor grundsätzlich zu. Er verwies allerdings darauf, dass der Deutschland-Stempel bislang vor allem im Lebensmitteleinzelhandel ausgespielt werde. „Mir fehlt das klare Bekenntnis der Systemgastronomie und des Gaststättensektors zur Deutschlandware. Auch im Handel dürfte der ein oder andere etablierte Marktpartner noch auf den D-Zug aufspringen“, äußerte vom Stein seine Wünsche.

Aber nicht nur im Lebensmitteleinzelhandel ist man sich größtenteils sicher, dass Fleisch aus deutscher Herkunft Zukunft hat. Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen wusste aus Umfragen zu berichten, dass Verbraucher Fleisch Made in Germany gerne kaufen. „Verbraucher wissen, dass hierzulande erzeugte Ware eine hohe Qualität hat“, so Burdick, der bei der Verbraucherzentrale das Segment Markt und Konsum im Bereich Ernährung und Umwelt leitet. Er plädierte deshalb dafür, die Herkunftskennzeichnung möglichst schnell auf andere Tierarten auszuweiten. 

Geht uns der Rohstoff für Made in Germany aus? 

„Wenn deutsches Fleisch beliebt ist und gekauft wird, wie stellen wir dann sicher, dass ausreichend nationale Ware vorhanden ist?“, fragten die Moderatoren Hendrik Varnholt und Matthias Schulze Steinmann von LP und top agrar in die Runde. Fakt ist, dass immer mehr Schweinehalter aufgeben, die Schlachtzahlen seit Jahren sinken und der LEH sich inzwischen Sorgen um die Rohstoffversorgung macht. Einig waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion darin, dass die gesamte Wertschöpfungskette noch mehr darum kämpfen muss, dass Fleisch Made in Germany auch in Zukunft in ausreichender Menge vorhanden ist.  

Beringmeier: Überregulierung überfordert die Betriebe

Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Bauernverbandes und Vorsitzender des Fachausschusses Schweinefleisch beim Deutschen Bauernverband, verwies gleich auf die neue Bundesregierung. Diese müsse die überbordende Bürokratie abbauen, denen die Schweinehalter ausgesetzt seien. „Die Überregulierung überfordert insbesondere unsere Familienbetriebe und konterkariert die gute fachliche Praxis. Wir müssen den Strukturwandel stoppen. Sonst geht uns der Rohstoff Schweinefleisch aus.“ Mit diesen Worten warnte der Landwirt vor allzu vielen und überzogenen Auflagen. 

Ähnlich sah es Dr. Gereon Schulze Althoff, Geschäftsleitung der Tönnies Unternehmensgruppe. „Wir schlachten in Deutschland immer weniger Schweine“, so Schulze Althoff. Er forderte endlich Planungssicherheit für die Landwirte. Nur wer sicher sein könne, dass sich die Investitionen am Ende auszahlten, produziere weiter.

Die künftige Bundesregierung müsse endlich das Bau- und Emissionsschutzrecht anpacken. „Die Hürden für den von breiten Teilen der Gesellschaft geforderten Umbau auf höhere Haltungsformstufen müssen weg“, so Schulze Althoff.  

Tierschutzbund-Präsident Schröder: „Wenn ich Bundesagrarminister wäre, dann…“ 

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, plädierte ebenfalls für Änderungen im Bau- und Emissionsschutzrecht. Schröder: „Ich bin naturgemäß in vielen Punkten anderer Meinung als zum Beispiel Hubertus Beringmeier oder die Fleischindustrie. Was die gesetzlichen Hürden in punkto Umbau auf höhere Haltungsformstufen angeht, denken wir aber durchaus deckungsgleich. Es muss endlich leichter werden, Ställe hin zu mehr Tierwohl umzubauen.“

Gleichwohl betonte Schröder, dass der klassische Warmstall im Schweinebereich und die Anbindehaltung im Rindviehsektor aus seiner Sicht Auslaufmodelle seien. „Wäre ich Bundesagrarminister, hätten die deutschen Landwirte längst Planungssicherheit - auch wenn vielen Landwirten meine Vorstellungen zum Thema Stallbau nicht unbedingt gefallen würden“, so Schröder. 

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