Preissetzungsmacht Umwelthilfe setzt Politik unter Druck

Lebensmitteleinzelhandel und Lebensmittelindustrie müssen sich auf deutlich schärfere öffentliche Kritik an ihrer Preispolitik einstellen. Jüngste Forderungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) deuten darauf hin.

Donnerstag, 19. Januar 2023 - Handel
Thomas Klaus
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Bildquelle: Getty Images

Die DUH will auf eine für den 21. Januar geplante Großdemonstration in Berlin aufmerksam machen. Zu der rufen unter dem Motto „Gutes Essen für alle – statt Profite für wenige“ knapp 125 Verbände und Initiativen auf. Sie stammen vor allem aus den Bereichen Umweltschutz, Verbraucherschutz und Gewerkschaften. Eine der Forderungen: Das „Preisdiktat der Supermarktketten“ müsse gebrochen und der Einkauf unterhalb der Produktionskosten verboten werden.

Vor allem dieses Einkaufsverbot rückte die DUH in den Mittelpunkt ihrer Pressekonferenz. Nach Darstellung von Reinhild Benning, Teamleiterin Landwirtschaft und Ernährung der Deutschen Umwelthilfe, „verdichten sich Indizien“, wonach die Supermarktketten Übergewinne erzielten. Deshalb würden die Stimmen lauter, die eine Übergewinnsteuer forderten. Die DUH steht dem positiv gegenüber.

Darüber hinaus verlangt die Organisation eine Ombudsstelle, die die Preisgestaltung überwacht. Wer Lebensmittel erzeuge, müsse per Vertrag Planungssicherheit bekommen, welchen Preis Industrie und Handel für welche Menge und Qualität bezahlten. Benning argumentierte: „Wenn wir die Preisschraube ohne staatliche Eingriffe so weiterlaufen lassen, verlieren wir noch mehr landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland.“

Dem stimmte Elmar Hannen zu, deutscher Vertreter des European Milk Board (EMB), einer Dachorganisation europäischer Milcherzeugerverbände. Er warnte: Die nächste Landwirte-Generation könne nicht mehr begeistert werden, wenn die Schere zwischen den Erzeugerpreisen auf der einen und den Gewinnen des Lebensmittelhandels und der Lebensmittelindustrie auf der anderen Seite weiterhin so stark auseinander gehe. Nach DUH-Angaben erhalten die Erzeuger zum Beispiel bei Fleisch lediglich 19 Cent pro Euro, der über die Ladentheke geht. Bei Brot seien es 5, bei Speisekartofelm 23 Cent.

Evelyn Bahn brachte eine internationale Perspektive in die Pressekonferenz ein. Anhand der Kakaoproduktion stellte die Referentin Wirtschaft und Menschenrechte des INKOTA-Netzwerkes dar, dass als Folge niedriger Erzeugerpreise gefährliche Kinderarbeit zunehme und die Regenwälder noch massiver zerstört würden. Menschenrechts- und Arbeitsrechtsverletzungen gehörten im globalen Süden zum Alltag, so Bahn. Eine „entscheidende Verantwortung“ trügen Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft. Diese erzielten höchste Gewinnmargen, während die Erzeuger immer größere existenzielle Probleme hätten.

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