Zu den Herausforderungen der Mitarbeiter in den Stecklingsfarmen gehören beispielsweise niedrige Löhne und mangelnde Kenntnisse zu Arbeitsrechten und Genderungleichheit. Fairtrade hat, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter auf den Farmen in Afrika oder Lateinamerika zu verbessern, einen Standard für Jungpflanzenmaterial wie beispielsweise Stecklinge entwickelt. Katharina Schwab, Supply Chain Managerin bei Fairtrade Deutschland, erklärt: „Je höher die Fairtrade-Absätze der Stecklingsfarmen, desto höher der finanzielle Aufschlag, die Fairtrade-Prämie, die den Beschäftigten zugutekommt. Deshalb wollen wir den Absatz von Fairtrade-zertifizierten Pflanzen steigern, denn mehr verkaufte Fairtrade-Pflanzen bedeuten auch mehr Wirkung in den Anbauländern bei den Arbeiterinnen und Arbeitern auf den Farmen." Diese zögen die Mutterpflanzen, von denen die Stecklinge entnommen und exportiert werden, für Weihnachtssterne, Geranien oder Margeriten in einem arbeitsaufwendigen Prozess heran.
Die Pflanzen, die über das Pilotprojekt gehandelt werden, sind mit einem neuen gesonderten Siegel versehen und ab November 2022 bei Toom erhältlich.
Zusätzlich zur regulären Fairtrade-Prämie zahlt Toom eine Extra-Prämie von 1 Cent pro eingekaufter Fairtrade-Pflanze an die Stecklingsfarmen. „Wir hoffen, mit den zusätzlichen Prämieneinnahmen eine Reihe von Wünschen der Arbeiterinnen und Arbeiter erfüllen zu können. Einer davon ist die Einrichtung einer Kindertagesstätte“, sagt Roman Girma, Ernte-Koordinatorin bei Red Fox, einer Pflanzenfarm, die an dem Pilotprojekt teilnimmt. „Außerdem möchten wir die medizinische Betreuung ausbauen, sodass künftig auch die Familien der Arbeiterinnen und Arbeiter dort versorgt werden können“, so Girma weiter.
Zur Kostensenkung sollen bei diesem Projekt die Prozesse vereinfacht werden, sodass Gärtnereien in Europa, die die Fairtrade-Jungpflanzen für Toom fertig kultivieren, sich nicht mehr nach dem Fairtrade-Trader-Standard zertifizieren müssen. So könne es in europäischen Gärtnereien zwar zu einer Vermischung von Fairtrade-Pflanzen mit konventionellen Pflanzen kommen, an den Standards auf den Stecklingsfarmen in Ostafrika ändere sich dadurch allerdings nichts. Denn Toom dürfe grundsätzlich nur die Menge an Pflanzen als Fairtrade-Ware verkaufen, die auch nach Fair-Handels-Bedingungen von den Farmen eingekauft wurden.