Aldi Kritisiert Blockaden

Mit Demonstrationen vor ihren Lägern kommen Aldi Nord und Süd zurecht, mit Blockaden nicht. Man sei nicht verantwortlich für die strukturelle  Misere der Milchbauern. 

Donnerstag, 07. Januar 2021 - Handel
Heidrun Mittler
Artikelbild Kritisiert Blockaden
Bildquelle: Aldi Süd

Der Butterpreis sinkt – dieser Fakt sorgt bei vielen Landwirten und in den Medien für Aufregung. Insbesondere bei den Milcherzeugern, die schon seit Wochen wechselnde Zentralläger des Handels blockieren. Der Tenor der Proteste: Anstatt den Landwirten, denen das Wasser bis zum Hals steht, entgegen zu kommen, verschärft der Handel die wirtschaftliche Situation der Milchbauern weiter.

Dazu nehmen Aldi Nord und Süd im Gespräch mit der Lebensmittel Praxis konkret Stellung. „Der Handel muss sich den Protesten der Bauern stellen“, so Florian Scholbeck, Geschäftsführer Kommunikation Aldi Nord,„neu ist aber die Wucht und Dauer, mit der sie gerade ausgetragen werden“. Peter Wübben, Geschäftsführer Kommunikation Aldi Süd, bekräftigt: „Demonstrationen ja - sie sind ein Grundrecht -, Blockaden aber nicht“. Aldi sei offensichtlich derzeit auch „Blitzableiter für die Gesamtsituation der Landwirtschaft“ und bekomme den Unmut der Bauern mit voller Wucht ab.

Die strukturellen Probleme der Milcherzeuger (und übrigens auch der Schweinehalter) aber könnten Aldi und der Handel allein nicht lösen. Die Situation ist auch „Ergebnis von 20 Jahren Agrarpolitik“, so die beiden Sprecher. Diese habe unter anderem zu einer starken Export-Orientierung und (teilweise) Überproduktion geführt. 

Wübben weist darauf hin, dass die Butterpreise im Handel saisonbedingt schwanken: Vor Weihnachten ist die Nachfrage hoch,  zu Jahresbeginn sinkt sie wieder. Beide Unternehmensgruppen  haben zudem keine Verträge mit einzelnen Landwirten, sondern mit Molkereien, die sich zuvor auf eine Ausschreibung beworben haben. „Wer das beste Angebot abgibt, bekommt das größte Kontingent“ – ein „normaler Prozess, der bei allen Händlern so" abläuft. Zur aktuellen Senkung der Preise kommentiert Wübben: „Die Preissenkungen pro Kilogramm, die in verschiedenen Medien gemeldet werden, treffen auf Aldi nicht zu.“

Zur Einordnung, wie wichtig Aldi als Marktplayer ist, stellen die beiden Sprecher dar: „In Deutschland werden jährlich rund 33 Milliarden Liter Rohmilch produziert. Davon werden mehr als 50 Prozent exportiert. Aldi Nord und Süd nehmen weniger als drei Prozent der Produktion als Trinkmilch ab – wir wollen uns nicht kleiner machen als wir sind, aber von einer marktdominierenden Stellung kann hier sicherlich nicht die Rede sein“. 

Zwar verstehe man bei Aldi durchaus die wirtschaftlichen Nöte einzelner Landwirte. Man werde weiter konstruktiv an einer Problemlösung arbeiten, zum Beispiel in den Gesprächsrunden mit dem BVLH Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels, die nächste Woche zum Thema Milch- und Schweinepreise beginnen. Aus Sicht von Aldi wäre es wünschenswert, wenn man auf Seiten der Landwirte klare und zuständige Ansprechpartner hätte und nicht mit vielen verschiedenen Gruppen sprechen müsste. Dies würde die Gespräche verbindlicher und damit zielführender machen. Verhandlungen am Werkstor seien indes "nicht wirklich hilfreich".

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