Die deutsche Konsumgüterindustrie plant einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen und Produktionskapazitäten. 84 Prozent der Konsumgüterhersteller werden Stellen in Deutschland streichen oder haben damit bereits begonnen. Die Hälfte der Unternehmen will zudem Produktionskapazitäten reduzieren, wie eine aktuelle Befragung des Marktforschungsinstituts Verian im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch ergab. Beim Abbau von Arbeitsplätzen übertrifft nur der Non-Food-Einzelhandel die Konsumgüterhersteller mit 86 Prozent. Zur Konsumgüterindustrie zählen etwa die Lebensmittelindustrie, die Bekleidungsindustrie, die Automobilindustrie oder auch die Möbelindustrie.
Die Branche treibt auch die Verlagerung von Standorten voran. 78 Prozent der befragten Konsumgüterhersteller planen Standortverlagerungen oder setzen diese bereits um. 38 Prozent haben mit Standort- oder Produktionsverlagerungen bereits begonnen, weitere 40 Prozent planen dies. „Die aktuellen Standortbedingungen führen dazu, dass Hersteller ihre häufig deutlich kostengünstigeren Werke in Osteuropa weiter auslasten, die Produktionskapazitäten und damit auch Personal in Deutschland jedoch vermehrt abbauen“, erläuterte Dorothée Fritsch, Managing Director bei FTI-Andersch, in der Mitteilung. „Industrie, die einmal aus Deutschland abgewandert ist, wird auf absehbare Zeit nicht zurückkommen“, fügte sie hinzu.
Die Entwicklung fügt sich in einen branchenübergreifenden Trend ein. Wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) in einer aktuellen Umfrage feststellte, verlagern immer mehr Unternehmen ihre Investitionen ins Ausland. Laut DIHK planen 40 Prozent der befragten Betriebe Investitionen im Ausland – vor allem um Kosten zu senken. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier warnte: „Deutschland droht den Anschluss zu verlieren. Wenn Unternehmen zunehmend ins Ausland abwandern, weil hohe Energiekosten, lähmende Bürokratie und eine steigende Steuerlast ihnen hierzulande die Luft abschnüren, ist das ein gefährliches Signal.“
Konsumgüterhersteller beklagen Standortnachteile
Als größte Herausforderungen am Standort Deutschland nennen die Konsumgüterhersteller den Arbeits- und Fachkräftemangel (84 Prozent), die Bürokratie (82 Prozent) und die Energiepreise (74 Prozent). Fast drei Viertel zeigen sich unzufrieden mit der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Ein Viertel der Unternehmen rechnet mit einer Insolvenzwelle in der Branche. Rund die Hälfte beobachtet bereits gestiegene Insolvenzen.
Die Konsolidierung bietet aus Sicht vieler Unternehmen aber auch Chancen. 62 Prozent der Befragten sehen Möglichkeiten für Übernahmen. 40 Prozent prüfen bereits die Übernahme potenziell insolventer Wettbewerber und Lieferanten, wie aus der Studie hervorgeht. Nur 8 Prozent der Konsumgüterhersteller sehen ihre eigene Existenz bei Eintreten der befürchteten Insolvenzen bedroht. „Wer sich jetzt aktiv auf das Unvermeidbare einstellt, der kann von der Situation profitieren – etwa durch Übernahme interessanter Ziele“, teilte FTI-Andersch mit.