Aktuelle Zahlen vorgelegt Umsatz der Ernährungsindustrie schrumpft

Ersten Schätzungen zufolge erzielten die deutschen Lebensmittelhersteller im Jahr 2024 einen Umsatz von 232,8 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang des preisbereinigten Umsatzes um 0,6 Prozent. Das teilt Christoph Minhoff (Foto) mit, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE).

Mittwoch, 15. Januar 2025, 14:48 Uhr
Thomas Klaus
BVE-Zahlen vorgelegt: Mann im Anzug schaut in die Kamera,.u
Nach Einschätzung von BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff steht die Branche unter starkem Druck. Bildquelle: BVE/Krüger

Das Jahr 2024 war für die deutsche Ernährungsindustrie von einem weiterhin herausfordernden Umfeld geprägt, wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) betont. Große wirtschaftspolitische Unsicherheiten, sich verschlechternde Standortfaktoren und eine steigende Bürokratiebelastung führten nach Angaben von BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff erneut zu einem realen Umsatzverlust.

Ersten Schätzungen zufolge erzielten die deutschen Lebensmittelhersteller im Jahr 2024 einen Umsatz von 232,8 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang des preisbereinigten Umsatzes um 0,6 Prozent.

Inlandsgeschäft entwickelt sich schwächer als Exportgeschäft

Minhoff konkretisiert: „Die Ernährungsindustrie steht wegen der anhaltenden Belastungen durch hohe Kosten und regulatorische Eingriffe unter Druck. Das betrifft insbesondere die Energiepreise, die nicht nur die energieintensiven Bereiche, sondern auch die Gesamtbranche, immer mehr herausfordern und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ausländischen Konkurrenten beeinträchtigen und zunehmend zu einem Standortfaktor werden.“ Die Branche stehe vor der Herausforderung, Qualität und Versorgungssicherheit für die Verbraucher zu gewährleisten und in mehr Nachhaltigkeit zu investieren, während die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen immer schwieriger würden.

Laut vorläufigen Zahlen sank der preisbereinigte Umsatz im Ausland um 0,2 Prozent, während der Inlandsumsatz mit einem Minus von 0,8 Prozent noch deutlicher nachgab. Nominal betrachtet konnte der Umsatz im Jahr 2024 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen, was 232,8 Milliarden Euro entspricht.

Dramatische Ergebnisse bei BVE-Unternehmensbefragung

Das Auslandsgeschäft wuchs nominal um 2,5 Prozent auf 81,3 Milliarden Euro, während das Inlandsgeschäft um 0,8 Prozent auf 148,5 Milliarden Euro zurückging. Die Verkaufspreise im Inland stiegen moderat um 0,4 Prozent, während die Preise im Ausland um 2,7 Prozent zulegten. Der Auslandsanteil am Gesamtumsatz stieg leicht auf 36,2 Prozent.

Eine aktuelle Umfrage der BVE unter mehr als 160 Unternehmen ergab teils dramatische Ergebnisse. Insbesondere die gewachsenen bürokratischen Anforderungen sind für die deutsche Ernährungsindustrie extrem belastend, mitunter existenzgefährdend. Über 95 Prozent der Unternehmen berichten von steigenden bürokratischen Anforderungen in den letzten drei Jahren. Nur bei gut 4 Prozent blieben diese unverändert. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sehen die derzeitigen Belastungen als existenzgefährdend an: 22 Prozent der kleinen und 18 Prozent der mittleren Unternehmen äußerten dies.

Mehr als 96 Prozent der Unternehmen fordern weniger Bürokratie

Die anhaltend geringe Attraktivität des Standortes Deutschlands lässt sich nach Auffassung von Minhoff auch an den Investitionsplänen der Unternehmen ablesen: Nur 18 Prozent planen, ihre Investitionen in Deutschland zu erhöhen, während 35 Prozent diese reduzieren und 6 Prozent eine vollständige Einstellung der Investitionen am deutschen Standort in Betracht ziehen.

Von der zukünftigen Bundesregierung erwarten die befragten Unternehmen deutliche Maßnahmen: Mehr als 96 Prozent fordern einen spürbaren Bürokratieabbau. 94 Prozent wünschen sich eine verbesserte Wirtschafts- und Standortpolitik. Knapp 92 Prozent sprechen sich für praxistauglichere Regeln bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung und den Sorgfaltspflichten aus, während über 85 Prozent ein Überdenken der Ausgestaltung der aktuellen Energiewendepolitik fordern.

Minhoff: Wir verspielen unsere Wettbewerbsfähigkeit

Minhoff: „Sinkende reale Umsätze sowie eine schwächelnde Arbeitsproduktivität bei gleichzeitig hohen Kostensteigerungen verhindern notwendigen Fortschritt und gehen an die Reserven der deutschen Lebensmittelhersteller. Während andere Länder ihre Unternehmen entlasten, bürden wir unseren Betrieben immer mehr auf. So verspielen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit.“

Die Unternehmen erwarteten zu Recht, dass die Politik endlich Bürokratie abbaue, Standortfaktoren verbessere und Planungssicherheit schaffe. Das sei der „Schlüssel für nachhaltiges Wachstum", so Minhoff.

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