Zuvor teilte die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) mit, Videomaterial einer Tierrechtsorganisation erhalten zu haben. Dieses zeige, wie Mitarbeiter Schweine und Rinder mit Elektroschockern traktieren und offensichtlich noch lebende Tiere auseinandernehmen. Da es sich um viele Stunden Material handle, werde die Auswertung noch mindestens eine Woche dauern, sagte ein Sprecher.
Die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg ermittelt wegen des Verdachts der quälerischen Tiermisshandlung. Der Ordnungsreferent der Stadt Aschaffenburg, Meinhard Gruber, hatte dem „Main Echo“ gesagt, es gebe eine Whatsapp-Gruppe, in der neben städtischem Personal auch Personal des Schlachthofes vertreten sei. Dieser Gruppe habe eine Tierärztin einen Kontrolltermin der KBLV im April weitergegeben. Laut der Staatsanwaltschaft seien Vorwürfe gegen die Veterinärin Teil der Ermittlungen in diesem Fall. Gegen sie bestehe der Verdacht der Verletzung des Dienstgeheimnisses, so ein Sprecher am Mittwoch. Der Umfang der Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Schlachthof sei derzeit noch nicht absehbar. „Aufgrund der offenkundig gewordenen Defizite bei der Überwachung des Schlachthofes Aschaffenburg trennt sich die Stadt Aschaffenburg mit sofortiger Wirkung von den bei ihr als amtliche Tierärztinnen beschäftigten Personen“, teilte eine Sprecherin darauf mit.
Unterdessen teilte der Betreiber des Schlachthofs mit: „Nach Bekanntwerden von schwerwiegenden Vorwürfen, im Schlachtbetrieb Aschaffenburg habe es tierschutzrechtliche Verstöße gegeben, hat die Betriebsleitung umgehend gehandelt, die Vorwürfe überprüft und Maßnahmen ergriffen.“ Betroffene Mitarbeiter seien von ihrer bisherigen Tätigkeit entbunden und ein neues Tierschutz-Konzept aufgestellt worden.
Mehreren Beschäftigten des Schlachthofs hat die KBLV untersagt, weiter bei der Betäubung oder Tötung von Tieren tätig zu sein. Die Schlachtung dürfe erst wieder aufgenommen werden, wenn gewährleistet werden könne, dass alle tierschutzrechtlichen Vorgaben durchgehend eingehalten werden. Der Aschaffenburger Stadtrat will sich am Freitag in einer Sondersitzung mit dem Thema befassen.