Es gehe um nicht weniger als die großen Zukunftsfragen der Landwirtschaft auf dem Deutschen Bauerntag in Münster (28./29. Juni), erklärte Joachim Rukwied in einem gemeinsamen Pressetermin mit dem gastgebenden Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Hubertus Beringmeier. Hat die Tierhaltung in Deutschland noch eine Zukunft? Welche Perspektiven gibt es für junge Landwirte, damit sie ihre Höfe nicht verlassen?
Aktuelle Zahlen aus der Schweinehaltung alarmieren die beiden Präsidenten: 11 Prozent der Schweinhalter haben im letzten Jahr aufgegeben. Um 7,3 Prozent ist die Anzahl der gehaltenen Schweine in Deutschland im selben Zeitraum zurückgegangen. Mit 21 Millionen Tieren sind es so viel wie zuletzt 1960, gab Rukwied zu bedenken. „Wir brauchen dringend Perspektiven für die Tierhalter“, forderte der Bauernpräsident deshalb und sieht die Verantwortung bei Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Zwar habe dieser sich beim Baurecht engagiert, damit Ställe nach modernem Standard theoretisch schneller gebaut werden könnten, auf der anderen Seite verhinderten aber Emissionsschutz und Umweltrecht, dass Ställe mit höheren Haltungsstufen tatsächlich realisiert würden. „Der Minister muss jetzt liefern“, fordert Rukwied. Es wird daher mit Spannung erwartet, was Minister Özdemir den Landwirten am Donnerstag auf dem Bauerntag für Perspektiven eröffnet.
Hubertus Beringmeier, der auf Bundesebene die Veredelungsbetriebe im Bauernverband vertritt, betonte in diesem Zusammenhang die guten Gespräche mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Auf Schweinefleisch aus höheren Haltungsformen umzustellen, wie es bereits von Händlern angekündigt wurde, sei aber zu kurz gesprungen. Um einen echten Fortschritt zu erzielen, sollten die Tiere in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet werden. Solange den deutschen Bauern aber keine gesicherte Refinanzierung ihrer Investitionen in modernere Ställe aufgezeigt würde, stehe zu befürchten, dass noch mehr Fleisch aus anderen EU-Ländern wie Spanien das hiesige Angebot verdrängten. Bereits heute würden 11 Kilogramm Schweinefleisch von insgesamt 29 Kilogramm jährlichem Pro-Kopf-Verbrauch aus dem Ausland stammen. „Und dass die Haltungsform bei ausländischem Schweinefleisch demnächst nicht gekennzeichnet werden muss, ist für uns ein No-go“, sagte Beringmeier und forderte Özdemier auf, die deutschen Erzeuger im internationalen Wettbewerb nicht schlechter zu stellen.